Hieronymus Bosch und seine geheimnisvolle Welt
Автор работы: Пользователь скрыл имя, 10 Июля 2013 в 22:23, курсовая работа
Описание работы
Hieronymus Bosch (Iheronimus van Aken) war ein sehr untypischer für seine Epoche
Maler. In der holländischen Malerei sowie in der Europäischen Kulturgeschichte des
XV Jahrhunderts gilt er immer noch als einer der einzigartigen und rätselhaften
Künstler. Um sich in seine Motivwelt hineinversetzen zu können und seine Werke zu
nachvollziehen, muss man sich vor allem mit seinem Leben, wie mit dem Epochengeist
seiner Zeit bekannt machen. Diesem Gedanke zufolge halte ich es außerdem für
interessant und sinnvoll neben den eigenen Schlussfolgerungen hinsichtlich seiner
Kunst die Gedanken und Schlussfolgerungen anderen Autoren zu setzen. Die folgende
Arbeit wird sich damit beschäftigen.
Содержание работы
1 Einführung...........................................................................................................................2
2 Bosch in der Geschichtsschreibung.....................................................................................2
3 Bosch in seiner Epoche........................................................................................................6
4 Boschs Werke und ihre Symbolik ........................................................................................8
5 „Der Heuwagen“.................................................................................................................9
6 „ Die Versuchung des heiligen Antonius“..........................................................................12
7 Fazit...................................................................................................................................15
8 Literaturverzeichnis...................................................
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RHEINISCHE FRIEDRICH – WILHELMS - UNIVERSITÄT ZU BONN
Hausarbeit
Hieronymus Bosch und seine geheimnisvolle
Welt
Juliana Schönrock 2442712
Institut für Kunstgeschichte
Theorie und Methode
Leitung: Thomas Noll
Wintersemester 2012/2013
1
Inhalt
1 Einführung...........................................................................................................................2
2 Bosch in der Geschichtsschreibung.....................................................................................2
3 Bosch in seiner Epoche........................................................................................................6
4 Boschs Werke und ihre Symbolik ........................................................................................8
5 „Der Heuwagen“.................................................................................................................9
6 „ Die Versuchung des heiligen Antonius“..........................................................................12
7 Fazit...................................................................................................................................15
8 Literaturverzeichnis...........................................................................................................17
2
1 Einführung
Hieronymus Bosch (Iheronimus van Aken) war ein sehr untypischer für seine Epoche
Maler. In der holländischen Malerei sowie in der Europäischen Kulturgeschichte des
XV Jahrhunderts gilt er immer noch als einer der einzigartigen und rätselhaften
Künstler. Um sich in seine Motivwelt hineinversetzen zu können und seine Werke zu
nachvollziehen, muss man sich vor allem mit seinem Leben, wie mit dem Epochengeist
seiner Zeit bekannt machen. Diesem Gedanke zufolge halte ich es außerdem für
interessant und sinnvoll neben den eigenen Schlussfolgerungen hinsichtlich seiner
Kunst die Gedanken und Schlussfolgerungen anderen Autoren zu setzen. Die folgende
Arbeit wird sich damit beschäftigen.
2
Bosch in der Geschichtsschreibung
Die Literatur der XVI und XVII Jahrhunderten gibt wenig Information über die Werke
von Bosch.
Die Autoren konzentrieren sich ausschließlich auf die Darstellung von vielen Dämonen,
Monstern und eigenartigen Verbindungen von Körperteilen und Pflanzen auf seinen
Gemälden. Sein erster Biograf Dominicus Lampsonius war davon überzeugt, dass
Bosch in der Hölle gewesen war. Er schrieb zu dem Meister, den er die letzten Jahren
seines Lebens kannte: „ Mit so einem Geschickt erschließt deine rechte Hand, alles
was in der geheimnisvollen Tiefe der Hölle sich verborgen hat. Ich glaube, dass die
Tiefe des gierigen Pluto dir offenbart wurde, und die entfernten Regionen der Hölle
wurden dir gezeigt.“
Der größte Teil Boschs Werke wurde kurz nach ihrer Entstehung nach Spanien
transportiert. Die spanischen Autoren haben ebenfalls nur den dämonischen Charakter
seiner Motive bemerkt. Aber der anerkannte Experte von Boschs Kunst Philipe de
Gavara, der dem Philipp II ein paar Boschs Gemälden aus seine Kollektion verkauft hat,
war der Meinung, dass Bosch nicht als Erfinder der Dämonen verstanden werden
muss. Er schrieb darüber in seinem Studium über Boschs Kunst im Jahre 1656: „ Ich
leugne nicht, dass er groteske Darstellung ausgewählt hat, aber das war nur mit einem
einzigen Zweck gemacht- die Hölle zu interpretieren. Und das was Hieronymus Bosch
mit Umsicht und Würde getan hat, haben die anderen ohne Zurückhaltung und
Vernunft gemacht“
1
. Der Bibliothekar von Eskarial Mönch José de Siguentsa, der am
Beginn des XVII Jahrhunderts lebte und sich mit der Kunst von Bosch gut auskennte,
war der Überzeugung, dass wenn Bosch der Vertreter der keltischen Malerei wäre,
1
Walter Bosing. Bosch, 2003 – S.7
3
würde Philipp II seine Kunst in Escarial kaum dulden; seine Kunst ist im Gegenteil eine
satirische Darstellung von allem Sündenhaften. Siguenza hat so seine Kunst
eingeschätzt: „ Der Unterschied zwischen Bosch und den andren Künstlern liegt nur
daran, dass sie die Menschen so darstellen wie sie von außen sind, aber keine Mut
haben ihr Inneres darzustellen.“
2
Der große spanische Schriftsteller Lope de Vega
nannte Bosch „den herzlichsten und einzigartigen Künstler„ und seine Kunst
bezeichnete er als „ Grundlagen der moralisierenden Philosophie“
3
. Weitere Beweise
über Hieronymus Bosch findet man im Busch von Karel van Mandel „ Das Buch der
Künstler“, das im Jahr 1605 erschienen ist. Karl van Mandel hielt die Kunst
Darstellungsart von Bosch eher abstoßend als angenehm für den Betrachter
In heutiger Zeit kamen die Wissenschaftler zum Schluss, dass in Bosch Werken viel
mehr Sinn versteckt sein sollte und haben eine Reihe von Versuchen unternommen
seine Werke zu interpretieren. Einigen davon halten Bosch für einen Surrealist seiner
Epoche, der seine seltsamen Motiven aus der Tiefe seines Unterbewusstseins auf die
Gemälde überträgt, die anderen sind der Meinung, dass Boschs Kunst die
mittelalterlichen esoterischen Disziplinen wie Astrologie, schwarze Magie und Alchimie
spiegelte. Wieder die anderen versuchen den Künstler mit verschiedenen religiösen
Irrlehren zu verknüpfen. Offensichtlich erfordert die Analyse seiner Kunst ein tiefes
theoretisches Verständnis. Zunächst muss man die Auswirkung der Epoche sowie ihre
spirituelle, kulturelle und religiöse Werte verstehen. Mit dieser Frage beschäftigt sich
das Buch “ Herbst des Mittelalters“
4
vom holländischen Historiker Johan Huizinga, das
zum ersten Mal im Jahr 1919 veröffentlicht wurde. Es kann als eine Beschreibung des
Phänomens des kulturellen Raumes mit einem detaillierten Charakteristikum für viele
ihre Details und Einzelheiten betrachtet werden. Viele Kapitel des Buches beschäftigen
sich mit der religiösen Ideologie sowie mit der Mystik, Symbolik und der Denkweise der
Menschen damaliger Zeitepoche. Solche Themen können im Kontext Boschs Kunst
interessant sein, trotz der Tatsache, dass der Künstler einige Zeiten später lebte. Bevor
man sich mit der Analyse von Boschs Werken beschäftigt, muss die allgemeine
Entwicklung der holländischen Malerei XV Jahrhunderts in Betracht genommen
werden. Diesem Thema ist das Buch „Die Altniederländische Malerei“
5
von Erwin
Panofsky gewidmet. In diesem Buch sind ganz viele ikonographische Studien
vorgestellt. Eine der Hauptideen ist hier die zunehmende Einbeziehung vom
christlichen Symbolismus in die Darstellung der realen Welt, wobei dieses nicht zur
Realität distanziert, sondern als natürlicher Teil derer erscheint. Somit vereinigt sich
2
Walter Bosing. Bosch, 2003.- S.8
3
Walter Bosing.Bosch, 2003. - S.8
4
Johan Huizinga. „ Herbst des Mittelalters“
5
Erwin Panofsky. “Altniederländische Malerei“
4
die Christliche Ideologie mit der visuellen Wahrnehmung. Nach der Meinung des
Autors wird hier das Symbolismus nicht zum Träger der symbolischen Information,
aber zum Ausdruck des sinnlichen und visuellen Denkens. Ein Symbol bekommt seine
Existenz nur durch seine Fixierung und seine Verkörperung in der Darstellung und
Vorstellung. Über Boschs Kunst sind auch ganz viele Monographien geschrieben
worden. Nach der allgemeinen Meinung der Kunsthistoriker kann die Monographie
von Justin vom Jahr 1889, der die Werke von Bosch als „ Variationen über das Thema
des Bösen“ bezeichnete, als die erste ernsthafte Beschäftigung mit Hieronymus Bosch
angesehen werden. Der XX Jahrhundert zeigte wesentlich mehr Interesse an Boschs
Kunst. Eine der ersten Monographien des XX Jahrhunderts ist die monumentale
Forschung von Charlie de Tolnay
6
. Der Autor deutet auf die didaktischen und
moralisierenden Aspekte der Kunst von Bosch. Der Autor zeigt wie die ethische
Orientierung von Boschs Gemälden ihre formalen Qualitäten definiert, indem sie die
Abhängigkeit seiner Werke von religiösen und philosophischen Überzeugungen der
Wiedergeburt Epochen des Nordens verrät. Somit finden wir in diesem Buch die erste
Version der Analyse der Boschs Welt – der Ursprung der Symbolik und Motiven seiner
Gemälden. Beispielweise interpretiert Tolnay sein Triptychon „ Der Heuwagen“ als
Illustration zu dem Sprichwort der damaliger Zeit: „ Die Welt – ein Heuhaufen, aus dem
jeder so viel zieht, wie er kann.“ Dabei vergleicht er den Triptychon mit den anderen
ähnlichen Werken damaliger Zeit sich auf die angenommene Ikonographie des
Jüngsten Gerichts orientierend.
Die Bildsprache von Bosch ist die Sprache der mehrdeutigen Symbolik. Der Sinn des
Inhaltes wird abhängig davon veränderbar, welche Sprache dem Künstler zumutet
wird. In der Zeitepoche des Künstlers gab es aber viele Sprachen, deswegen ist die Zahl
der möglichsten Interpretationsvarianten wesentlich hoch. Die Darstellung eines
Fisches beispielsweise konnte abhängig von dem Kontext folgende Bedeutungen
haben: Christus, Mond, Wasser, phlegmatische Temperament; es könnte auch ein
Attribut des Ehebruches sein oder auf einige Sprichwörter verweisen. Infolgedessen
sind die Schwierigkeiten bei jedem Versuch der Interpretation leicht zu verstehen.
Manche von den vorgeschlagenen Interpretationen nehmen einen Bezug auf die
Alchimie. Als erster schlug im Jahr 1946 die alchimistische Interpretation der Symbole
auf Boschs Gemälden Jack Combe.
Im Jahr 1952 erschien eine weitere Monographie von Wilhelm Fraengler, wo wir eine
neue Perspektive auf die Kunst des niederländischen Künstlers finden. Nach Fraengler
war Bosch ein Mitglied einer ketzerischen Sekte „ Freie Geister“ oder Adamieten, die
die Rückkehr zur Unschuld und Heiligkeit der Naturvölker im Paradies – Adam und Eva
predigte. Das Hauptmerkmal der meisten Adamiten war die Aufforderung zu der
6
Ch. de Tolnay. Hieronymus Bosch. – Baden Baden, 1965
5
Nacktheit. Außerdem war ihre Einstellung zu der Beziehung zwischen Mann und Frau
im Unterschied zur christlichen Tradition sehr frei, aus diesem Grund galt diese Sekte
als eine auf den sündenhaften Prinzipien aufgebaute Organisation. Somit behauptete
Fraengel, dass „ Der Garten der Lüste“ für die Adamiten gemalt wurde und
dementsprechend das religiöse Rituale der Sekte darstellte. Den rechten Flügel des
Triptychons, der das Paradies darstellt wird vom Fraengel als das Erscheinen des
Neuen Adams der die Neue Eva heiratet gedeutet. Den linken Flügel, der die Hölle
darstellen wird vom Fraengel absolut nicht interpretiert. Allerdings ist die Theorie
dieses Kunsthistorikers sehr unwahrscheinlich, da es keine Zeugnisse der Boschs
Zugehörigkeit zu dieser Sekte gibt. Die tiefgehende Erforschung wurde auch vom Leo
van Puyvelde geliefert. Im Jahr 1962 erschien sein Buch. „La peinture flamande au
siècle de Bosch et Breugel“
7
, der erste Teil dessen sich mit dem Bosch beschäftigt.
Puyvelde stellt im Unterschied zu den anderen Autoren keine Hypothesen, sondern er
schlägt vor die Kunst vom Bosch anhand folgenden Leitgedanken zu analysieren: 1)
Bosch ist einer sehr ungewöhnlicher Künstler seiner Zeit, aber seine Kunst darf nicht
aus dem Kontext der flämischen Malerei gerissen werden; 2) die Kunstsprache vom
Bosch ist eine moderne Sprache , die dem modernen sowie dem zeitgenössischen
Betrachter verständlich ist; 3) alle seiner Symbolen sind nur das Ergebnis seiner
eigener Phantasie und Geschicklichkeit.
Am Ende des Jahres 1990 erschienen zwei weiteren Monographien von Federico Zeri
8
und Walter Bosing
9
. Diese Werke verzichten auf Unterordnung von Boschs Kunst unter
einzelnen Theorien, sie analysieren sie mit Hilfe der Ikonographie und Attributen und
bestehen darauf, dass jedes Werk von Hieronymus Bosch als ein selbständiges Werk
angesehen und nicht als Parallele zu der damals herrschenden Ketzerei und Mystik
betrachtet werden soll.
Basierend auf den allen oben genannten Ansichten und Interpretationen der Werke
von Hieronymus Bosch wird das Thema dieser Arbeit im weiteren Verlauf mit der Frage
über die Entstehung der Symbolik unter der Berücksichtigung der oben genannten
Meinungen weiterentwickelt und vertieft. In diesem Zusammenhang halte ich für
sinnvoll einen allgemeinen Leitgedanke herauszufinden und anzuwenden.
7
L. Van Puyvelde. La peinture flamande au siècle de Bosch et Breugel. – Paris, 1962
8
F. Zeri. Bosch
9
W. Bosing. Bosch,2003
6
3 Bosch in seiner Epoche
Boschs Zeit charakterisierte sich durch das Absterben der alten Ideologie bzw. durch
die Zerstörung der mittelalterlichen Philosophie und Weltordnung und der Entstehung
von darauf folgenden Wiedergeburtsepoche. In der Renaissance entwickelten sich die
neuen Vorstellungen über die Natur und der Rolle der Menschen in ihr. Nach der
Meinung der Humanisten und Philosophen der neuen Zeit steht der Mensch in seiner
Schöpfung über alle andere Wesen und muss dem entsprechend sich immer
weiterentwickeln, indem er die geheimnisvolle schöne Welt um ihn herum begreift.
Diese neuen Gedanken drückten sich vor allem in den humanistischen Ideen sowie in
der italienischen Kunst aus. Vor allem kann man das an der Kunst der weltbekannten
Boschs Zeitgenossen wie Botticelli, Rafael, Leonardo D` Vinci erkennen. Aber die
unterschiedlichen europäischen Regionen reagierten unterschiedlich auf die
Zerstörung der alten und Entstehung der neuen Ideologie. Die spezifischen
Voraussetzungen von unterschiedlichen Ländern
bildeten die besondere
Wahrnehmung dieses Prozesses.
Die Geburt- und wohnort von Bosch - die Stadt Gertogenbosch war eine große
Handelsstadt und befand sich damals auf der Grenze von zwei Kunsttendenzen. Im
Süden von ihr befanden sich die größten Städte Flandriens und Brabants - Gent,
Brügge, Brüssel, Luven, wo sich die Kunstschulen des „goldenen Zeitalters“
holländischer Malerei befanden. In den Werken der Vertreter dieser Strömung ist die
neue Weltvorstellung spürbar. Aber schon in der Mitte des 15 Jahrhunderts befand
sich Holland in einem Krieg und die harte Realität nahm ihre Stelle auch in der Kunst.
Die Kunst des Nordes suchte nach einer anderen Harmonie und fand sie in den
italienischen Idealen, die allerdings nicht immer mit der Ideologie des Nordeuropas
vereinbar waren. Im Norden von Hertogenbosch entwickelte sich eine neue Schule, die
auf der patriarchalischen Lebensweise von nördlichen Provinzen basierte, die von den
burgundischen Provinzen und somit auch von der italienischen Renaissancekunst
entfernt waren. Im Vergleich zur Kunst Flandriens der ersten Hälfte des XV
Jahrhunderts ist diese Kunst durch ihre Archaik und enge Verbindung mit der
mittelalterlichen Volkstradition zu charakterisieren. Bosch lebte und arbeitete in der
Zeit der Überschneidung von diesen zwei Kunstströmungen, was einen bestimmten
Einfluss auf seine Kunststil- und technik ausübte. An dieser Stelle ist noch zu
erwähnen, dass nach der langen Bildung der säkularen Ideologie in Europa, die Kultur
ihres nördlichen Teils die Leidenschaft für die mittelalterlichen Ideen wie Magie,
Alchimie und Astrologie erlebte. Der Vater des nördlichen Humanismus Logann
Reichlin verwendete seine Kenntnisse in der Althebräischen Sprache um die mystische
Lehre der Kabbala zu begreifen; der Astronom Georg Tannstetter sagte die Zukunft
durch die Analyse der Planetenbewegungen voraus. Somit als die mittelalterliche
Kultur niederging, enthüllte sie ihre alte Schichten um mit einem neuen Knall zu
7
inkarnieren. Aus diesem Grund stoßen viele Forscher auf die Hinweise dieser
mystischen Lehre in den Werken von Bosch.
Somit steht Bosch in der kulturellen Hinsicht auf der Grenze von zwei Epochen:
Mittelalter und Renaissance. Seine soziale Stelle war ähnlich - er heiratete eine reiche
Patrizierin, was ihn in sozialer Sicht über die überwiegende Hälfte der einfachen
Bürger, aber unter die Erbaristokratie stellte. Der Künstler lebte im Landgut seiner
Frau, wo er material unabhängig war und seine Fantasie bei der Arbeit ohne Auftrag
in freien Lauf lassen konnte. Dabei war Bosch ein sehr gebildeter und intelligenter
Mensch, er besaß die Kenntnisse in ganz vielen wissenschaftlichen Bereichen seiner
Epoche (das sieht man an den Themen, die in seinen Werken dargestellt sind und an
den Motiven, Bedeutung deren nur mit Hilfe der Wissenschaft verstanden werden
kann); außerdem kannte er sich sehr gut mit der Volkstradition aus; in seinen Werken
sind die Volksmärchen, Sagen und Sprichwörter dargestellt, was wir z.B. am Beispiel
des Triptychons „ Der Heuwagen“ sehen werden. Diese Volksmotiven und
Volksfantasie überlappen sich mit den religiösen Kanonen und Bilder und dringen in
den Bereich der offiziellen Kultur ein. Obwohl seine Kunst nur auf die malerische
Tätigkeit begrenzt war, nach dem Umfang seiner Kenntnissen und Ansichten könnte er
mit Leonardo D `Vinci und Michelangelo in eine Reihe gestellt werden. Aber im
Unterschied zu diesen lag Boschs Interessenbereich komplett in der Gegenwart, die
sich schon in die Richtung Zukunft entwickelte, aber noch fest an die mittelalterliche
Ideologie gebunden war. Auf den ersten Blick scheinen seine Bilder einfache
Genrebilder zu sein, aber hinter ihren einfachen Motiven ist oft eine moralische
Erbauung versteckt. Wenn sich
die modernen Forscher
mit ihrer Symbolik
auseinandersetzen, erschließen sie die versteckten theologischen und kosmologischen
Konzepte, die an die Ideologie seiner Epoche gebunden sind. Anschließend ist die
aufmerksame Erforschung seiner Kunst auf die Erschließung ganz vielen
geheimnisvollen Momenten aufgewiesen, die keiner einheitlichen Interpretation
unterliegen. Darauf basieren die zahlreiche Probleme der modernen Forscher bei der
Analyse seiner Kunst. Somit sind wir am Problem der eigenartigen künstlerischen
Sprache des großen Künstlers und an der Entschlüsselung der komplexen Inhalte
seiner Werke angelangt.
Der Meister steht am Rande der Geburt von neuen künstlerischen Konzepten und
neuer Weltideologie. In der Welt herrscht eine Unzufriedenheit, sie zerstört alte
Grenzen, aber die Renaissance, die neue künstlerische Ära hat noch nicht ihre
Prinzipien und Struktur ausgebildet. Diese Verzweiflung und die Suche nach etwas
Neuem spiegeln sich in Boschs Werken als die Welt der Albträumen und Monstern
wieder. Bosch lebte in der Zeit großer Umwandlungen im Geistesleben der
Gesellschaft und entwickelte seine eigene Art des Sehens und Begutachtens dieser
Umwandlungen .Aus diesem Grund sind für uns nicht nur die Quellen seiner
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Albmotiven von Bedeutung, sondern auch die Interpretation deren auf seinen
Gemälden.
4 Boschs Werke und ihre Symbolik
Im Folgenden setzt sich diese Arbeit mit den zwei der bekanntesten Boschs Triptychen
auseinander. Die meisten mittelalterlichen Altäre hatten die Form eines Triptychons.
An den Werktagen waren sie meistens geschlossen und die Besucher konnten nur ihre
Außenseite sehen. In der Regel stellten die Motive der Außenseite die irdischen
Aspekte dar. An den Feiertagen und Messen wurden die Flügel geöffnet und ihre
innere Darstellung beinhaltete die „himmlischen“ Inhalte. Ich denke, dass Bosch dem
inneren Teil eine größere philosophische und inhaltliche Bedeutung zuschrieb. Aus
diesem Grund meiner Meinung nach haben viele der bedeutsamsten seiner Werke die
Form eines Triptychons, die er bevorzugte. Ein Triptychon an sich hat auch ein
narratives Charakter.
„Triptychon“ - ein Kunstwerk, der aus drei Teilen besteht, die eine gemeinsame Idee
verbindet. Der mittlere Teil hat eine größere Bedeutung und somit beginnt das Lesen
des Bildes mit ihm. Bosch veränderte diese Tradition und in seinen Werken wird die
Handlung konsequent von links nach rechts aufgebaut.
Für den zeitgenössischen Betrachter haben die Bilder von Bosch eine tiefere
Bedeutung als für den modernen Betrachter. Die notwendigen Erläuterungen zur
Handlung erhielt der mittelalterliche Mensch aus der Vielzahl der Symbole, die auf
Boschs Gemälden im Überfluss vorhanden sind. Die Bedeutung von vielen Symbolen ist
bereits unwiderruflich verloren gegangen; sie änderten ihre Bedeutung abhängig vom
Kontext und wurden in vielen Quellen unterschiedlich gedeutet - von den mystischen
Abhandlungen schwarzer Magie bis zur Folklore und rituellen Darstellungen. In den
vergangenen fünf Jahrhunderten ermöglichte die Mehrdeutigkeit von Boschs
Symbolen den Forschern und Verehrer seiner Kunst, sie unter die unterschiedlichen
philosophischen Richtungen einzuordnen. Aber im Unterschied zu seinen Zeitgenossen
verwendet Bosch seine Symbolik anders. Zum Beispiel ist das Symbol in der Kunst von
Rogier van der Weyden ein durchaus realer Gegenstand, der in das System der
Komposition und in die Idee des Bildes übergeht. Auf seinem Gemälde „ Madonna in
der Nische“ ist die Madonna in einer Nische dargestellt, was ihre kirchliche
Mitgliedschaft symbolisiert. Somit ist die Nische hier ein architektonischer Objekt, der
gleichzeitig eine Rolle der Anspielung hat. Was sehen wir denn bei Bosch? Seine
Symbolik zerstört das System, sie bleibt sehr unrealistisch indem sie aktiv in die reale
Welt eindringen. Da Bosch seine Figuren aus unterschiedlichen Quellen zieht, sehen
wir in jedem Objekt und Charakter auf seinen Leinwänden eine Synthese von
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Symbolen - jedes Symbol an sich beinhaltet mehrere Symbole. Darüber hinaus besitzt
manchmal ein einziges Symbol mehrere Bedeutungen, die einen Widerspruch an sich
haben. Somit schuf Bosch in der Geschichte der bildenden Kunst nicht nur die
atemberaubenden und einzigartigen Gemälde, sondern auch sein eigenes System der
Symbolen und ihrer Interpretation. Man kann sagen, dass er die Menschen dazu
zwingt über die Antwort auf die Geheimnis seiner Idee nachzudenken, die er anhand
seiner Gemälden rüberbringen will, indem er seine affektive Welt erfindet, die in
einem Konflikt zur realen Welt steht.
5 „Der Heuwagen“
Die traditionelle Ikonographie des Jüngsten Gerichtes teilt alle Betroffenen auf
diejenigen, die gerettet sind und diejenigen, die dazu verdammt sind in der Hölle zu
brennen. In der Stellungnahme des Hieronymus Bosch sind die Dummheit und Laster
in jedem Menschen versteckt, deswegen geht jeder ausnahmslos in die Hölle. „ Der
Heuwagen“ gilt als die erste satirische - belehrende Allegorie der Spätkunst von Bosch.
Es gibt zwei Ausführungen dieses Werkes, die Forscher schreiten sich allerdings immer
noch um das Original, wobei es bei einem Werk ziemlich eindeutig zu erkennen ist,
dass er höchstwahrscheinlich von einem Boschs Schüler gefertigt wurde. Die erste
Interpretation des „Heuwagen“ finden wir im Jahr 1605 bei einem Mönch aus dem
Escorial namens Jose de Seguentsa. Er berief sich auf die Worte des Propheten Jesaja:
„ Alles Fleisch - Gras, und alle seine Schönheit ist wie Farbenfelder“
10
. Dazu findet er
eine ähnliche Referenz im Psalm:“ Die Tage des Menschen - wie das Gras; wie die Blüte
des Feldes, so dass sie in voller Blüte stehen“. Das heißt in erster Linie sieht Seguentsa
auf dem Gemälde die Idee der Vergänglichkeit des Lebens auf der Erde.
In der modernen Geschichtsschreibung herrscht die Meinung, dass der Triptychon die
philosophisch- religiöse Konzepten als einen direkten Weg in die Hölle widerspiegelt.
Im zentralen Teil des Triptychons vor dem Hintergrund der weiten Landschaft hinter
einem riesigen Heuwagen bewegt sich eine Kavalkade, unter der der Kaiser und der
Papst zu erkennen sind. Die Vertreter der übrigen Klassen - Bürger, Nonnen,
Geistlichen und Bauern greifen handvoll Heu aus dem Wagen oder kämpfen um dieses.
Diese hektische Menschenmasse beobachtet von oben zurückhaltend Jesus Christus.
Niemand außer dem betenden Engel, der oben auf dem Heu sitzt, bemerkt die
Gegenwart des Göttlichen und dass der Heuwagen von Dämonen gezogen wird. Es gibt
viele Versuche das Bild zu interpretieren. Möglicherweise illustriert es das alte
flämische Sprichwort: Die Welt - Ein Heuhaufen; jeder versucht aus ihm so viel zu
10
W. Bosing. Bosch, 2003.-.S.59
10
ziehen wie er kann.“ Die Menschheit scheint in den Sünden versunken und dem
Göttlichen Gebot gegenüber ganz gleichgültig zu sein. Der Fokus liegt hier auf einer der
Todsünden - dem Streben nach den weltlichen Gütern - der Gier, deren Hypostase
hier als die Menschen um den Wagen herum dargestellt sind. Die weltlichen und
geistlichen Herren, die dem Wagen in der biederen Weise folgen, mischen sich in den
Streit um Heu nur deswegen nicht ein, weil dieser Heu schon ihnen bereits gehört - sie
sind in der Sünde des Stolzes schuldig. Die Gier veranlasst die Menschen zu lügen und
zu betrügen: unten links führt ein Junge einen Mann, der sich als ein Blinder ausgibt
um die Almosen zu bekommen, an der Hand. Arzt – Quacksalber legte in der Mitte des
Tisches seine Diplome, Flaschen und Mörtel um das leichtgläubige Opfer zu
beeindrucken, die mit Stroh an seiner Seite gefüllte Tasche deutet darauf hin, dass das
Geld, das durch ungerechte Mittel erworben wurde, kann nur zur Ungunsten
verwendet werden. Einigen Nonnen im rechten Teil des Bildes legen das Heu in einen
Sag unter Aufsicht eines Mönches, dessen Bauch auf die Gefräßigkeit hindeutet. Ein
Liebespaar auf der Oberseite des Wagens verkörpert vermutlich die Sünde des
Ehebruches, was ein Gegenteil zur Sünde der Gier ausmacht, weil das Streben nach
den sinnlichen Vergnügungen eher die Verschwendung von weltlichen Gütern als ihre
Ersparnis bedeutet. Man kann auf diesem Bilde auch einen gewissen Unterschied der
Klassen zwischen dem sich küssenden Paar der einfachen Bürger und den
Musikspielenden Liebhaber aus der gehobenen Gesellschaft feststellen. All diese
Details sind dazu da, um das Hauptthema zu verstärken – der Triumphe der Gier. Der
didaktische und moralisierende Charakter des Triptychons ist unverkennbar. Im
niederländischen Volkslied ( ca. 1470 ) wird erzählt wie der Gott alles Gute zum
Allgemeinwohl in ein einem Heuhaufen gesammelt hat. Aber jeder Mensch ist darauf
bedacht alles daraus nur für sich zu ziehen. Es gibt hier aber noch eine Nuance - das
Heu ist eine billige Ware, deswegen symbolisiert es die Sinnlosigkeit und Nichtigkeit
der weltlichen Güter. So war die allegorische Bedeutung der „Heuwagenbilder“, die
1550 auf den flämischen Radierungen erschienen sind. Die Heuwagen nahmen an den
religiösen Prozessionen teil. Es gibt die zeitgenössischen Überlieferungen wie im Jahr
1563 der Teufel den Wagen mit dem Heu durch die Straßen zog, hinter dem die
Menschen aus unterschiedlichen Klassen sich bewegten und das Heu als Zeichen der
Nichtigkeit der weltlichen Güter auf dem Bürgersteig verstreuten. Der Heuwagen hat
darüber hinaus noch eine metaphorische Bedeutung. Im XVI Jahrhundert besaß das
Heu solche Bedeutungen wie „Lüge“ und „Täuschung“ und der Ausdruck „ Das Heu
jemandem zu geben „ bedeutete derjenigen lächerlich darzustellen oder zu täuschen.
An der Spitze des Wagens musiziert ein blauer (die traditionelle Farbe der Täuschung)
Dämon. Das Boschs Spiel mit dem Wort „ Heu“ beinhaltet viele semantischen
Implikationen.
Bosch verhöhnt, bedroht die Welt mit dem Bösen aber die Welt an sich scheint ihm
viel komplizierter zu sein. Die Welt hat ein göttliches Wesen aber ihr Feind, das Böse
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schläft nicht und erschüttert langsam seine Grundfesten. So sehen wir im Hintergrund
hinter dem Heuwagen eine herrliche Landschaft voller Harmonie und Frieden. Jeder
auf der Welt konfrontiert mit der Sünde, aber die Welt ruht trotz all des Bösen in den
ewigen Harmonie und Frieden sowie der Alltag des Menschen geht weiter. Auf dem
Gemälde wird das Mittagessen für jemanden gekocht, eine Frau badet ihr Kind, zwei
Frauen sind im Schweigen erstarrt, indem sie auf die Entstehung eines neuen Lebens
in einer von ihnen zuhören. Jedoch weist das Bild einen deutlich tragischen und
sündenhaften Charakter. Erst in den späten Werken von Bosch kommt das Böse mit
dem Guten zu einem Ausgleich, hier ist noch auf allen drei Flügen der Triumph des
Bösen festzustellen.
Der linke Flügel des Triptychons beschäftigt sich mit dem Thema des Sündenfalls der
Uhreltern Adam und Eva und ihrer Vertreibung aus dem Paradies. Die traditionelle
religiöse Natur dieser Komposition kann nicht in die Zweifel kommen: Es umfasst vier
Episoden aus dem biblischen Buch Genesis - der Sturz der rebellischen Engeln vom
Himmel, die Erschaffung Evas, Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies. Alle
Szenen sind im Raum einer einheitlichen Landschaft, die das Paradies darstellt, verteilt.
Als ikonographische Neuerung verbindet hier Bosch die Szenen des Sündenfalls und
Erschaffung Evas mit dem Sturz der Engel. Um den Baum der Erkenntnis umschlingt
sich eine Schlange - der Versucher der Menschheit ab der Entstehung Evas. Die Frau
symbolisiert die Ursache der Entstehung des Bösen, der Sünde und ewiger
Verdammnis. Bei der Szene mit dem Erzengel dreht sich Eva vom Toren des Paradieses
weg, so als ob sie sich dazu einstellt sich mit ihrem irdischen Schicksal abzufinden oder
möglicherweise in die Zukunft blickt, die als Folge der Sünde auf sie zukommt, weil
recht um den Heuwagen herum eröffnet sich die Ansicht der menschlichen Albernheit.
Der Dehnungsverhältnis und S-förmiger Kurvenverlauf der Boschschen Interpretation
des nackten weiblichen Körpers deuten auf die „Lebenskraft“ der gotischen
Traditionen der Kunst in der Wiedergeburtsepoche des Nordens. Die Komposition des
Flügels entfaltet sich in drein konsequent von unten nach oben folgenden Ebenen. Der
rechte Flügel des Triptychons. Die Darstellung der Hölle kann man viel öfter als die
Darstellung des Paradieses auf Boschs Gemälden vorfinden. Der Maler füllt den Raum
mit den apokalyptischen Feuer und Ruinen der architektonischen Werken, die an
Babylon erinnert - die Quintessenz der christlichen Stadt der Dämonen, die
traditionell als Gegensatz zu Jerusalem angesehen wird. In seiner Interpretation der
Hölle stützte Bosch auf die literarischen Quellen, indem er den von dort entnommenen
Motiven durch das Spiel seiner Phantasie die neuen Farben verleiht. Auf dem rechten
Flügel sind die Mauer - Dämonen dargestellt, die einen gigantischen Turm errichten.
Dieses runde Gebäude sieht wie eine infernalische Parodie der Turm zu Babylon, der
zur Verurteilung der Seele dient - das wovon Bosch die Menschheit warnt. Hier wird
die Vergeltung für die unterschiedliche Sünden gezeigt, die unter das Thema der Gier
gehören.
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Die darstellende Struktur von Bosch ist so konzipiert, dass alle Teile des Triptychons zu
einem sinnvollen Ganzen geworden sind. So ist die Evas Figur auf dem linken Flügel so
angeordnet, dass ein Beitritt zu dem zentralen Teil des Triptychons entsteht und somit
zu den sündigen Verlockungen des irdischen Lebens. Die ganze Bewegung des
Zentrums stützt auf ihrer Umdrehung von links nach rechts, vom Paradies zur Hölle.
Und auf dem rechten Flügel ist die Figur eines Sünders zu sehen, der einen Gurt zieht
und dreht sich zum letzten Mal um, bevor er in die Unterwelt eintreten wird. Ein
solcher Aufbau ist für fast alle spätere Boschs Werke üblich. Dieses komplette
Pessimismus, das bei dem Bosch ersichtlich ist, kennzeichnet alle Mentalität der
Epoche. Aber in der Tat trug die Wirklichkeit an sich nicht nur den kompletten Verfall
des geistigen Lebens der Gesellschaft sondern auch die andere Aspekte. Bosch schaffte
sie zu erkennen, nämlich das Wesen der Welt zu durchschauen, was sich in dem
landschaftlichen Hintergrund des Triptychons „Heuwagen“ ausdrückt.
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„ Die Versuchung des heiligen Antonius“
Der Triptychon „ Die Versuchung des heiligen Antonius“ ist einer der besten Werke
des reifen Boschs, aus diesem Grund gibt es ganz viele seiner Wiederholungen des XVI
Jahrhunderts. Nie zuvor in der europäischen Malerei gab es so ein mutiges und
realistisches Rüberbringen der Lichteffekte. Im Hintergrund des Altars greift die
Feuerflamme die Kante des Waldes, spiegelt rote und gelbe Flecken auf der
Oberfläche des Flusses, wirft violetten Reflexen auf die dichte Wand des Waldes.
Bosch vermittelt meisterhaft nicht nur die Auswirkung der Luftperspektive, sondern
schafft das Gefühl der mit Licht gefärbten Luft. Über die Geschichte der Entstehung
und das Schicksal dieses außergewöhnlichen Triptychons weißt man relativ wenig. Im
Jahre 1523 wurde das Triptychon von der portugiesischen humanistischen Damian de
Goish gekauft. Zur literarischen Quellen dienten für Bosch die niederländische Ausgabe
des "Golden Legend" von Jacopo da Varadzhina, die im Jahr 1478 veröffentlicht wurde
und die Übersetzung der „ Lebensbeschreibung der Kirchenväter“ St. Atanasius, die
im1490 erschienen ist. Aus diesem mittelalterlichen Werk weißt man, dass St. Antonius
der Große nach dem Tod seiner Eltern, durch dieses Ereignis erschüttert war und
verteilte darauf sein Eigentum unter den Armen und zog sich in die Thebaid Wüste.
Dort traf er den Teufel, der zuerst in den Gestalten drei Tieren erschienen ist – Löwe,
Schlange und Panther und dann noch in der Gestalt eines „ schwarzen Jungen“ und
schließlich nahm er seine eigene furchtbarste Form ein um St. Antonius noch mehr zu
erschrecken. Der heilige Einsiedler jagte ihn mit dem Kreuz. Darauf ließ der Teufel
seine Dämonen auf ihn einfallen. Diese Geschichte wird in „Goldene Legende“ erzählt.
Am Ende der Legende erschien dem erschöpften Antonius Jesus Christus selbst und
ankündigte, dass es eine Herausforderung für St. Antonius wäre, die er überstanden
habe. Diese Legende wird graphisch und mit vielen expressiven fantastischen Details,
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die dem Künstler innewohnt sind, auf seiner Leinwand geschildert. Somit nimmt Bosch
als die Grundlage, von den Fakten nicht abweichend, den narrativen Aspekt des
Werkes, aber interpretiert sie in seiner eigenen symbolischen und malerischen Weise.
Der zentrale Teil von „Die Versuchung des heiligen Antonius“ ist mit den fantastischen
unplausiblen Figuren überfüllt. Der weiße Vogel drehte sich zu einem geflügelten
Schiff. Die zentrale Szene – die Verübung der schwarzen Messe ist eine der
aussagekräftigen Zeugnisse der widersprüchlichen Natur des Künstlers. Hier exquisit
gekleideten Frauen feiern eine gotteslästerliche Messe, sie umgibt eine Buntgemischte
Menschenmenge: nach einem Krüppel eilt sich zu der gotteslosen Kommunion ein
Mandolinenspieler im schwarzen Mantel mit Schweineschnauze und einer Eule auf
dem Kopf (Symbol der Ketzerei). Aus der rissigen roten Frucht erscheint eine Gruppe
von Monstern, die von einem Haufe spielenden Teufel geführt werden - eine
eindeutige Parodie eines Engelkonzertes. Im Hintergrund abgebildeter bärtiger
schwarzer Magier in einer Hut leitet die Dämonenmenge und steuert ihre Aktionen.
Ein Dämon-Musiker sattelte ein seltsames verdächtiges Geschöpf, der an einen
riesigen gezupften Vogel gekleidet in Holzschuhe erinnert. Der untere Teil der
Komposition ist mit merkwürdigen Schiffen besetzt. Zu den Klängen des singenden
Dämons schwimmt eine kopflose Ente. Aus dem Fenster an der Stelle des Halses dieser
Ente guckt ein weiterer Dämon raus. Im Zentrum der Komposition sehen wir eine Frau
im Kleid mit einer Schleppe und daneben den St. Antonius selber, der seine rechte
Hand in einem Segengestus hält. Diese Bewegung wiederholt die Geste des Christus,
der sich in einem Grab befindet, den Bosch in eine Kapelle verwandelt. Die Wand der
Kapelle grenzt mit einem Turm an, der mit den monochromen Bildern abgedeckt ist.
„Die Anbetung des Goldenen Kalbes“ und
„ Das Anbieten der Geschenke“
symbolisieren die Erstellung von Idolen. Das dritte Bild - „der Rückkehr der Israeliten
aus Canaan“ – ein Vorzeichen des Kreuzganges, das an der Außenseite des Flügels
gesehen werden kann. Die Forscher konnten feststellen welche Sünden symbolisieren
die Boschs Monstren. Zunächst einmal die Sünde der Wollust: im Hintergrund
unterhält sich ein Mönch mit einer Prostituierten. Ein weiterer Inbegriff der Lust
konnte auch die schwarze Figur des Teufels in der zentralen Gruppe der Figuren (wie
wir wissen erschien der Teufel dem St. Antonius in der Gestalt eines schwarzen Junge).
St. Antonius hat es geschafft durch die Kraft des Glaubens an Gott alle Versuchungen
zu überwinden. Auf den Seitenflügel sind die Leiden des Heiligen dargestellt. Das Bild „
Der Flug und Absturz des heiligen Antonius“ besitzt den linken Flügel des Altars. „Die
Versuchung des heiligen Antonius“ erzählt über den Kampf des Heiligen mit dem
Teufel. Dieses Thema taucht ganz oft auf Boschs Werken. St. Antonius ist ein
lehrreiches Beispiel dafür wie man den weltlichen Versuchungen widerstehen muss,
immer auf der Hut sein und wissen, dass die Versuchung zur Flucht Gottes führen
kann. Wenn Antonius bette wird er von den Dämonen angegriffen. Die Hauptfigur im
linken Flügel des Triptychons St. Antonius selber, den die Brüder - Mönchen des
Ordens von St. Antonius von der Erde aufheben wenn er vom Himmel fiel. Als die
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vierte Person in dieser Gruppe stellte Bosch nach einigen Meinungen sich selber dar.
Das Sujet
befindet sich in der Übereinstimmung mit dem Text „ Die
Lebensbeschreibung des heiligen Antonius“ und mit „ Goldene Legende“. Im oberen
Teil des Triptychons ist St. Antonius mit den in bettenden Gästen gefalteten Händen
dargestellt, ein Zeichen seines unerschütterlichen Glaubens. Er wird in den Himmel
von dem fliegenden Dämonen gezogen unter deren - ein Frosch fliegender Frosch, ein
Fuchs mit einer Peitsche. Der Heilige nimmt keinen Rücksicht auf seine Peiniger und
merkt nicht, dass unter deren noch ein Wassermann mit einem Fisch, dem Symbol der
Sünde, ihm droht. Im mittleren Teil des Werkes ist eine Verbindung des Fantastischen
mit der Realität zu sehen. Der Berghang erscheint hier als der Rücken einer auf den
Vieren stehender Person und das Gras als ihr Mantel. Sein Hinten steigt über den
Eingang zu der Hölle, die einige Forscher für die heilige Stätte halten, die anderen für
ein Bordell. Der Richtung der Hölle bewegt sich eine Gruppe von Dämonen, die eine
eindeutige Parodie einer religiösen Prozession darstellt. An der Spitze dieser
Prozession ist ein Dämon in einer Priestermitra und Gewänder und daneben ist ein Reh
im roten Mantel. Der christlichen Tradition nach ist ein Reh das Symbol der seelischen
Treue – hier dagegen der Gotteslästerung. An der Unterseite einer Brücke über den
eisbedeckten Fluss hört eine dämonische Bande einem Mönch zu, der unlesbare
Buchstaben vorliest. Zu ihnen eilt sich ein Vogel auf den Schlittschuhen, die eine
Nachricht mit dem Wort „Fettig“ in seinem Schnabel hält – Verhöhnung über den
Priester, der mit dem Ablasshandel verdient. Nach einer etwas anderen Interpretation
des Gemäldes helfen drei Mönche St. Antonius seine Zelle nach dem anstrengenden
Kampf mit dem Teufel zu erreichen. Diese Szene wird oben auf dem himmlischen
Hintergrund dargestellt. Bosch verstößt gegen die etablierten Kanonen der Darstellung
des Rückers des Heiligen auf die Erde aber diese ikonographische Freiheit
geht in der von ihm geschaffenen Originalkonzeption der Versuchung verloren. Ein
seltsames Gebäude mit der menschlichen Figur, die auf allen Vieren steht, eine
Prozession von grotesken Figuren, die fantastischen Figuren links vom Heiligen, von
einer erschreckenden Art Vogel im Vordergrund - all das sollte der Idee des Künstlers
nach die Versuchungen des Heiligen veranschaulichen. Das Bild „ Die Vision des
Heiligen Antonius“ ist der rechte Flügel des Triptychons. Als St. Antonius als Einsiedler
in der Wüste lebte verfolgte ihn eine Verführerin. Im Garten Eden begann der
Sündenfall mit der Eva und mit dem Bewusstsein der sexuellen Anziehung wenn Adam
und Eva ihre Nacktheit erfuhren. Der weibliche Dämon erscheint dem Heiligen nackt.
In den tiefen Gedanken versunken wir der Heilige von vielen Personifikationen der
Versuchungen umgeben. Gleichgültig zu den verführerischen Visionen ist hier der
Heilige als der Ritter des Glaubens dargestellt, der die bösen Kräfte besiegte. Dieser
Sieg ist das Hauptthema des rechten Flügels. Antonius schaut weg, aber in sein
Augenfeld geraten die schlemmenden Dämonen, die ihn mit den Gesten anlocken. Im
Hintergrund ist die schöne Stadt des weiblichen Dämons, die nur darauf wartet, dass
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er sich umdreht. In dem Graben kämpft ein Drache mit dem Menschen, aus dem
Rundturm brach der Flamme aus. Die Stadt ist eine versteckte Hölle, aus der der Teufel
erschien. Nackte Frau, die hinter dem Vorhang, der von einer Kröte gezogen wird, ist
ein Dämon der die Gestalt einer Königin angenommen hat. Die andere nackte Frau
unter dem provisorischen Zelt symbolisiert die Sünde der Lust und des Ehebruches.
Der ausgetrocknete Baum, hinter dem sie steht, gehört zu der alchimistischen
Symbolik, die im Überfluss bei jeder Szene des Triptychons zu sehen ist. Unter den
schrecklichen Visionen – ein alter Zwerg in einer roten Haube, die den gesamten
Körper mit der Ausnahme der Augen und der Hakennase bedeckt. Er läuft in den
Lauflernwagen und auf seinem Kopf ist ein Drehteller angebracht – ein Indiz für die
menschliche Unschuld, die nicht nur in der Kindheit, sondern das ganze Leben erhalten
bleiben kann. Der gedeckte Tisch, der von den nackten Dämonen gehalten wird ist die
Darstellung der letzten Versuchung des Heiligen - der Sünde der Völlerei. Die mystische
Aktion rund um den Tisch ist ein Symbol des ausschweifenden Lebens. Der Brot und
ein Krug auf dem Tisch sind auch die blasphemischen Verweise auf die eucharistischen
Symbole. Dieses Triptychon wirft Licht auf eine der Aspekte der Interpretation von
Boschs Werken. Die Tatsache, dass der Künstler die Szenen der Versuchung des St.
Antonius darstellt, zeigt nicht die Dualität des Zoroastrismus, wo die Welt ein Raum in
dem das Gute auf das Böse stoßt, weil in diesem Fall würde sich die Allmacht Gottes
im Zweifel erweisen. Im Gegenteil wussten Bosch und seine Zeitgenossen, dass es dem
Satan erlaubt ist die Kraft des menschlichen Glaubens auf die Probe zu stellen.
Das Triptychon fasst die wichtigsten Motive der Kunst von Bosch zusammen. Zu dem
Bild der törnen und verdorbenen Menschheit schlissen sich hier die Passion Christi und
die Szenen der Versuchungen des Heiligen an, dessen unerschütterliche Festigkeit des
Glaubens den Widerstand dem Ansturm der Dämonen und Satan leistet. In den Zeiten,
wo die Existenz der Hölle und Satan eine unbestreitbare Realität war, gab den
Menschen das unverdrossene Ausharren des Heiligen, der aus seiner mit den bösen
Kräften erfüllten Keppele auf sie blickte, eine Hoffnung und Ermutigung.
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Fazit
Die Schöpfung von Bosch entstand unter dem Einfluss von zwei gegenseitigen
Systemen der Weltsichten - Renaissance und Mittelalter. Seine spezifische
künstlerische Sprache entstand als eine organische Verschmelzung von zwei
unterschiedlichen Ansichten als eine ganz neue Perspektive auf die Welt. Der Künstler
will die Welt in ihrer Vielfalt begreifen und das universale Bild des Universums zu
erstellen. Diese Bestrebung hatten viele Künstler der Renaissance. Allerdings ist der
Maler in seiner schöpferischen Methode und der Art die Realität darzustellen an die
vergangene Epoche gebunden. Die dargestellten Gegenstände interessieren den
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Künstler nicht nur als Selbstzweck, sondern sie sind die Symbole der figurativen
Sprache, auf der seine Erzählung aufgebaut wird. Die mittelalterliche Weltideologie,
die für die kurze Zeit ausbrach, war die zweite Quelle der künstlerischen Kreativität. So
zeigt die Bildsprache des Künstlers eine vorher nie existierende und nie nachher
wiederholte Kunst. Basierend auf diesen Überlegungen muss Bosch meiner Meinung
nach als ein universaler in seinen Kenntnissen und Interessen Mensch angesehen
werden, als einen Menschen, der in einem spezifischen Moment der Geschichte lebte,
in dem zwei Weltideologien auf einander stießen. Der Künstler hatte die Möglichkeit
diese beiden von der gleichen Entfernung zu betrachten und in seine Kunst
miteinzubeziehen. Seine Werke können auf drei Ebenen analysiert werden. Die erste
Ebene sind die Genre und das Sujet des Werkes. Seine meisterhafte psychologische
Darstellung des Alltags, sein Sinn für die Schönheit und Reichtum der realen Welt - das,
was in der mittelalterlichen Kunst nur in der ursprünglichen Form erhalten wurde,
wenn überhaupt. Die erste Ebene steht in der engen Verbindung mit der Zweiten, in
der es sich um den moralischen - belehrenden Inhalt des Werkes handelt. Die
realistische Darstellung von Genreszenen beinhaltet die verborgen didaktische
Erbauung und satirisch - groteske Interpretation der Figuren. Die dritte Ebene ist die
allegorische Ebene. Die symbolischen Elemente geben einen Kommentar zu der
allgemeinen Idee des Bildes, indem sie eine Verknüpfung zwischen dem Inhalt und den
kosmischen (Bewegung der Himmelskörper), natürlichen (Saisonwechsel), biologischen
(menschlicher Temperament) und historischen Zyklen herstellen.
Die komplexe Symbolik der Darstellung bestimmt weitgehend die Haltung der Künstler
zu der Welt, die in solcher historischen Übergangsphase lebten. Ohne diese Tatsache
zu berücksichtigen ist es unmöglich nicht nur die Bildsprache des Künstlers zu
enträtseln, sondern auch das von Bosch in seiner Kunst erfundene Weltmodel zu
verstehen.
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Literaturverzeichnis
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Cambridge (Mass.), 1953.
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7. Friedlander M.J. Tout I`oeuvre peint de Jeronime Bosch. Paris.
8. Zeri F. Bosch,1998
9. Panofsky E. Altniederländische Malerei, 2001
Информация о работе Hieronymus Bosch und seine geheimnisvolle Welt