Автор работы: Пользователь скрыл имя, 21 Мая 2012 в 16:37, реферат
Wo und wann wir mit anderen Menschen zusammentreffen, bilden wir uns eine Meinung über sie. Da ist uns jemand auf den ersten Blick “sympathisch” oder “unsympathisch”, den einen schätzen wir sofort als “freundlich” und “kameradschaftlich” ein, den anderen dagegen als “eingebildet” und “unfreundlich”.
Wo und wann wir mit anderen Menschen zusammentreffen, bilden wir uns eine Meinung über sie. Da ist uns jemand auf den ersten Blick “sympathisch” oder “unsympathisch”, den einen schätzen wir sofort als “freundlich” und “kameradschaftlich” ein, den anderen dagegen als “eingebildet” und “unfreundlich”.
Nun hat sicher jeder schon die Erfahrung gemacht, wie schnell und gründlich sich solche Urteile bei näherem Kennenlernen oft ändern. Offenbar ist also der erste Eindruck durchaus nicht immer der beste. Was macht ihn so unzuverlässig?
Er entsteht auf der Grundlage von Erfahrungen, die wir früher im Umgang mit anderen Menschen gesammelt haben. Diese Erfahrungen verallgemeinern wir nun bei neuen Bekanntschaften, ohne dass es uns völlig bewusst wird. Manchmal sind es nur Äuβerlichkeiten, die den ersten Eindruck beeinflussen. So kann uns jemand als unsympathisch erscheinen, nur weil er in seinem Aussehen an jemanden erinnert, mit dem wir in der Vergangenheit einmal ärgerliche Auseinandersetzungen hatten.
Manchmal sind es Kleinigkeiten im Verhalten – eine betonte Zurückhaltung bei der Begrüβung lässt uns Überheblichkeit vermuten, weil wir Ähnliches vielleicht schon erlebt haben. Wer selbstkritisch und gründlich über die Ursachen seiner Eindrücke von anderen nachdenkt, kann manches ungerechte Urteil von vornherein vermeiden. Dass man von einer äuβerlichen Ähnlichkeit zweier Menschen nicht auf charakterliche Ähnlichkeit schlieβen darf, müsste jedem klar sein (selbst Zwillinge selbst ja oft sehr unterschiedlich im Charakter!). Ebenso wenig lassen bestimmte einmalig beobachtete Verhaltensweisen sichere Rückschlüsse auf das Wesen eines Menschen zu. Wer im ersten Kontakt zurückhaltend ist, muss deshalb durchaus nicht eingebildet sein, seine Zurückhaltung kann auch ein Zeichen von Schüchternheit, Unsicherheit oder Bescheidenheit sein. Demnach ist es also ungeheuer kompliziert, andere richtig einzuschätzen? Das kommt ganz auf das Herangehen an. Eine sichere Einschätzung auf den “ersten Blick” ist praktisch unmöglich. Wer glaubt, sich darauf verlassen zu können, wird nie ein guter Menschenkenner. Seine Urteile werden immer oberflächlich und einseitig sein.
Wer andere Menschen wirklich gründlich kennen lernen will, erreicht das am besten im aktiven Umgang mit ihnen. Nur so erfährt er etwas über die Eigenschaften, die für die Bewährung eines Menschen wichtig sind. Wie zuverlässig, einsatzfreudig, ehrlich und hilfsbereit jemand ist, kann man ihm nicht ansehen, das erfährt man nur beim gemeinsamen Arbeiten und Lernen.
Da wir an der Entwicklung jedes Einzelnen interessiert sein müssen, dürfen wir hier nichts dem Zufall überlassen. Der erste Eindruck ist oft recht zufällig, umso weniger dürfen es unsere Bemühungen um eine hohe Qualität des Umgangs miteinander sein.
“Neues Leben” №39, 23.11.92