Неологизмы в немецком языке

Автор работы: Пользователь скрыл имя, 03 Апреля 2012 в 18:32, курсовая работа

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1. Begriff des Neologismus Wie und warum bilden wir neue Wörter? Um diese Frage zu beantworten, werden die Neologismen hinsichtlich Wortbildungstechnik und Gebrauchsfunktion analysiert. Unsere Gesellschaft ist ständig Veränderungen unterworfen. Darum wurden viele Wörter geschaffen. Die wichtigste Möglichkeit, Neologismen zu schaffen, ist nicht die Neuschöpfung oder die Übernahme fremder Wörter, sondern die Wortbildung. Die Sprachbenutzer setzen aber nicht einfach Einheiten nach vorgegebenen Regeln zusammen, sondern bilden die Wörter sehr oft, um bestimmte Wirkungen zu erzielen. Neue Wörter können unterschiedliche klangliche, bildliche oder assoziationstragende Effekte auslösen. Als Quellen für Neologismen dienen Neueinträge in varietätenspezifischen Wörterbüchern, im Internet sowie aktuelle Buch- und Pressetexte. Ein Neologismus ist ein lexikalisches Zeichen, das in einem bestimmten Zeitraum in einer Sprachgemeinschaft aufkommt, weitere Verbreitung unter den Sprechern findet und schließlich in die Wörterbücher, die den Wortschatz dieser Sprache kodifizieren, aufgenommen wird. Neologismen (Neuwörter), die zu einem bestimmten

Содержание работы

Inhalt 1. Begriff des Neologismus ……………………………………………….4
2. Gründe zur Prägung von Neologismen ………………………………...5
3. Typen von Neologismen ……………………………………………….8
4. Wortbildungsarten im Überblick …………………………………...9
4.1. Wortbildung ……………………………………………….…..9
4.1.1. Komposition (Zusammensetzung) …………………………..9
4.1.2. Zusammenbildung …………………………………………..12
4.1.3. Konversion ………………………………………………….13
4.1.4. Derivation (Ableitung) ……………………………………....14
4.1.5. Kürzung ……………………………………………………..17
4.1.6. Kontamination (Wortkreuzung, Wortmischung) ……………18
4.1.7. Lautmalerei, Lautnachahmung ……………………………...19
4.2. Wortschöpfung …………………………………………………...19
4.3. Fremdwortbildung ………………………………

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NEOLOGISMEN IN DER DEUTSCHEN SPRACHE.docx

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Inhalt 1. Begriff des Neologismus ……………………………………………….4

2. Gründe zur Prägung von Neologismen ………………………………...5

3. Typen von Neologismen ……………………………………………….8

4. Wortbildungsarten im Überblick …………………………………...9

4.1. Wortbildung ……………………………………………….…..9

4.1.1. Komposition (Zusammensetzung) …………………………..9

4.1.2. Zusammenbildung …………………………………………..12

4.1.3. Konversion ………………………………………………….13

4.1.4. Derivation (Ableitung) ……………………………………....14

4.1.5. Kürzung ……………………………………………………..17

4.1.6. Kontamination (Wortkreuzung, Wortmischung) ……………18

4.1.7. Lautmalerei, Lautnachahmung ……………………………...19

4.2. Wortschöpfung …………………………………………………...19

4.3. Fremdwortbildung ………………………………………………..19

Literatur ………………………………………………………………….21

1. Begriff des Neologismus Wie und warum bilden wir neue Wörter? Um diese Frage zu beantworten, werden die Neologismen hinsichtlich Wortbildungstechnik und Gebrauchsfunktion analysiert. Unsere Gesellschaft ist ständig Veränderungen unterworfen. Darum wurden viele Wörter geschaffen. Die wichtigste Möglichkeit, Neologismen zu schaffen, ist nicht die Neuschöpfung oder die Übernahme fremder Wörter, sondern die Wortbildung. Die Sprachbenutzer setzen aber nicht einfach Einheiten nach vorgegebenen Regeln zusammen, sondern bilden die Wörter sehr oft, um bestimmte Wirkungen zu erzielen. Neue Wörter können unterschiedliche klangliche, bildliche oder assoziationstragende Effekte auslösen. Als Quellen für Neologismen dienen Neueinträge in varietätenspezifischen Wörterbüchern, im Internet sowie aktuelle Buch- und Pressetexte. Ein Neologismus ist ein lexikalisches Zeichen, das in einem bestimmten Zeitraum in einer Sprachgemeinschaft aufkommt, weitere Verbreitung unter den Sprechern findet und schließlich in die Wörterbücher, die den Wortschatz dieser Sprache kodifizieren, aufgenommen wird. Neologismen (Neuwörter), die zu einem bestimmten Zeitpunkt in Gebrauch genommen und von der Sprachgemeinschaft als „neu" empfunden werden, sind gleichfalls Ausdruck lexikalischer Zunahme. Welche lexikalischen Zeichen als Neologismen betrachtet werden, hängt also auch davon ab, zu welchem Zeitpunkt man den Wortschatz einer Sprache betrachtet oder untersucht. Laut A.E.Guseva muss man die Zeit des erstmaligen Gebrauchs des Wortes fixieren, „erst zu dieser Zeit und kurz darauf kann ein Wort als Neologismus gelten"[Гусева, Ольшанский, 2005]. Wenn ein Neologismus erst einmal usuell wird, sich in der Sprechgemeinschaft bereits etabliert hat und in das Standardwörterbuch aufgenommen wird, ist er eigentlich kein Neologismus mehr. Aber die Erwähnung des Wortes zum ersten Mal in den Varietätenwörterbüchern zählen wir dazu nicht. Ein Lexem ist neu für eine bestimmte Varietät und auch für die Sprache, wenn es in der letzten Auflage des jeweiligen Varietätenwörterbuches neu hinzugekommen ist. Darum sind hier als Beispiele Lexeme aus Internet und aus folgenden Varietätenwörterbüchern vorgestellt: Hermann Ehmann «Das neueste Lexikon der Jugendsprache» (2001); Henry Strutz «Dictionary of german slang and colloquial expressions» (2000); «Wörterbuch der Szenensprachen (2000). Als Neologismus tritt ein Wort nur bestimmte Zeitperiode auf. Nach 10-15 Jahren kann der Neologismus in den allgemeinen Wortschatz der Sprache übergehen [Stepanova, 2003: 140]. Einige neue Wörter können nach einer Zeit aus dem Gebrauch verschwinden, ohne lexikographisch registriert zu sein. Neue Dinge und Sachverhalte machen neue Benennungen erforderlich. Dadurch entstehen mehrere konkurrierende Benennungen, von denen sich auf Dauer eine Benennung durchsetzt. Andere Benennungen verschwinden. Manche Dinge und Sachverhalte, z.B. modische Sportgeräte, verschwinden nach kurzer Zeit wieder und mit ihnen ihre Benennungen. Wie dynamisch der Wandel im Wortschatz einer Sprache ist, das zeigt ein Blick in eine Untersuchung aus den frühen siebziger Jahren (Autoboot, Elektronenblitz, Kettenladen, Perlonspitze, Etuikleid, Plattenwechsler, Schwedenliege). Diese Wörter, die aus 60-er, 70-er Jahren kommen, sind heute nicht gebräuchlich. Einige Wörter, die vor kurzem neu und in Mode waren, wirken mittlerweile antiquiert (schnurloses Telefon, Stadtindianer, Oberbonze): Stadtindianer – jemand, der die bestehende Gesellschaft ablehnt und diese Handlung durch ausgefallene Kleidung, Haartracht demonstrativ zum Ausdruck bringt; Oberbonze – höherer Funktionär. 2. Gründe zur Prägung von Neologismen Ein wichtigster Grund, der zur Prägung von neuen Ausdrücken führt: neue Dinge oder Sachverhalte müssen benannt werden. So wurde beispielsweise bei der Einführung der neuen europäischen Gemeinschaftswährung das Wort "Euro" als Name für die neue Währung gewählt. Ein weiterer wichtiger Grund ist die Prägung eines neuen Ausdrucks für Bekanntes und bereits Benanntes mit dem Ziele der Benennung eine neue stilistische Note zu geben: Banker klingt besser als Bankangestellter, Low-Cost- hat, als Wortbestandteil einen weniger schlechten Ruch als Billig-. Das Wort Schwarzer war in der Presse nicht erlaubt, es wurde korrekter Begriff gewählt, Farbige. Nach der Meinung von E. Elitz, schaffen wir mit Hilfe der Sprache eigene Welt, die mit der Wirklichkeit nicht mehr viel zu tun hat [Elitz, 2000: 147]. Zum Beispiel musste die Grenze zwischen der DDR und der Ex-BRD konsequent Staatsgrenze genannt werden. Diese Linie, die auch die Grenze zwischen zwei Militärblöcken war, hieß aus politischen Gründen in der DDR-Medien Nahtstelle. In diesem Fall werden Neologismen auch als ersetzende Bezeichnungen verwendet, wenn dem Bezeichneten eine andere Wertung oder ein anderes Ansehen gegeben werden soll. Drittens können Mehrfachbenennungen zu außerordentlich feinen Differenzierungen der Verwendungszusammenhänge führen. Beim Wortpaar Computer, Rechner scheint sich eine Differenzierung anzubahnen, nach der Rechner eher im fachlichen Diskurs, Computer in der Alltagssprache verwendet wird. Schließlich kann die Lust an der Spielerei mit Wörtern zu sehr schillernden und im gegebenen Zusammenhang treffenden Neubildungen führen: der Standort Deutschland, dessen ständiger Beschwörung man überdrüssig ist, wird im Zusammenhang mit Benzinverknappung zum Stillstandort. Solche wortschöpferische Tätigkeit überschreitet gelegentlich die Grenze zur Poesie. Die so entstehenden Wörter sind meistens „Eintagsfliegen" (Okksasionalismen), nur wenige finden Eingang in die Wörterbücher. Bei Bestimmung des Neologismus entstehen die Probleme in der Trennung der verbreiteten Wörter von Individual- und Gelegenheitsbildungen, von so genannten Okkasionalismen. Sprecher von lebenden Sprachen produzieren oder erfinden täglich neue Wörter, mit denen eine spontan entstehende Benennungslücke geschlossen wird. Die meisten dieser Wörter werden aber nur einziges Mal verwendet, die anderen gehen in den Wortschatz der Sprecher und werden in die gebräuchlichen Wörterbücher aufgenommen. Die Zeit wird zeigen, welche Ausdrücke den Prozess der Lexikalisierung durchlaufen und welche schnell wieder in Vergessenheit geraten. Okkasionalismus (Gelegenheits-, Einmal-, Augenblicks-, Ad-hoc-Bildung) wird nur einmal oder sehr selten verwendet. Für ihren Status als Neologismen fehlt ihnen die lexikografische Erfassung und Kodierung in Wörterbüchern. Mit ihnen kann ein komplexer Sachverhalt in einen einzigen, im Kontext verständlichen Ausdruck gebracht werden. Beispiel: Bierdeckel-Steuerreform für eine Steuerreform, nach deren Vollzug eine Steuererklärung so kurz ausfällt, dass die auf einen Bierdeckel passt. Sie üben sprachökonomische und verschiedene stilistische Funktion aus, füllen lexikalische Lücken. Das Bilden und Verwenden von Okkasionalismen ist ein Mittel der Sprachökonomie, sie entstehen, weil Sprecher oder Schreiber aus Gründen der Zeitersparnis und Bequemlichkeit eine reduzierte Sprache verwenden. Man muss sowie überlegen, ob Verschiebungen von Konnotationen schon zu einer neuen Bedeutung geführt haben. So ist für M.Kinne [Kinne, 1996: 347] "ein neu zu beobachtender deutlicher Konnotations- oder Wertungswandel kein ausreichendes Kriterium für den Status eines Neologismus." T.Schippan rechnet eine neue bewußte Neuzuordnung von Formativ und Bedeutung zu den Neuwörtern [Schippan, 1984]. In dem verbreiteten Gebrauch eines Wortes mit neuen Bedeutungsvarianten kann man den Grund dafür sehen, es von einmaligen Bedeutungsübertragungen abzugrenzen und es als Neubedeutung zu klassifizieren. So bis Ende 1970er Jahre verwendete man das Adjektiv geil in der Bedeutung „voll sexueller Begierde", das heute nicht nur in der gesprochenen Sprache von Jugendlichen, sondern zunehmend auch in der Schriftsprache, z. B. in Medientexten, in der Bedeutung „toll, klasse, beeindruckend" zu finden ist. Oder die Wörter Dinos, Fossil bekamen in der Jugendsprache neue Bedeutung „Eltern". Dino(s) – als Nachfolgevokabel für „Fossil" originelle (und durchaus liebevolle) Bezeichnung für Eltern; vor allem von jüngeren Frischlingen, die von der Dinosaurier- „Welle" voll erfasst wurden. 3. Typen von Neologismen E. Rosen unterscheidet folgende Arten von Neologismen [Розен, 2000: 43]: 1. Neuwörter. Bei diesen Neologismen sind sowohl der Ausdruck als auch die Bedeutung neu. Ein Beispiel aus der jüngsten Zeit ist das Verb simsen, mit dem das Versenden von SMS bezeichnet wird. "googeln" ein Verb, das – abgeleitet vom Namen der weltweit verbreiteten Suchmaschine – die beliebte Tätigkeit der Materialsuche im Internet bezeichnet. 2. Neubedeutungen. Hier ist lediglich die Bedeutung neu, einem bestehenden Ausdruck wird also eine neue Bedeutung zugeschrieben. Ein etwas älteres Beispiel ist die Bedeutung „technisches Gerät, Teil der Computerperipherie" für den Ausdruck Maus; auch Szene, Schläfer. Seit dem 11. September 2001 fällt der Begriff Schläfer immer wieder im Zusammenhang mit Terrorismus, da die westlichen Nachrichtendienste befürchten, die Al-Qaida habe Schläfer, die nach ihrer Aktivierung Anschläge verüben könnten. Das Wort Szene bezeichnet außer den Bedeutungen (die Bühne; einen Abschnitt eines Theaterstücks, eines Films) noch eine soziale Gruppe im Sinne einer bestimmten Art von Subkultur bzw. Milieu, Insider-Treffen, Treffpunkte und Aktivitäten, oftmals mit hohem Anteil an Prominenten. 3. Neue Wortkombinationen oder Neuprägungen. Dabei kann man das Zusammenziehen von gebräuchlichen Wörtern (Internetcafe, Laptop-Tasche) von metaphorischen Neubildungen unterschieden werden. Bei letzteren ist für die Verwendung eines der Wörter nicht die tatsächliche Bedeutung sondern eine charakteristische Eigenschaft entscheidend (Schlafmünzen, brandeilig, touren, Kultfilm, Buschzulage). Eine gelungene Wortschöpfung liegt mit "Schlafmünzen" vor, die DM-Restbestände in deutschen Haushalten bezeichnen. Mit einer breit angelegten Werbekampagne wurde versucht, die Deutschen dazu zu bewegen, ihre Bargeld-Ersparnisse schon vor dem Jahreswechsel zur Bank zu bringen. Buschzulage – Gehaltszulage für Aufbauhelfer in den östlichen Bundesländern. Über die Entstehung von Neologismen herrscht weitgehend Einigkeit, den Sprechern stehen prinzipiell drei Möglichkeiten zur Verfügung: die Bildung neuer Wurzeln aus dem vorhandenen Lautmaterial (Wortschöpfung / Kunstwortbildung), die Übernahme aus anderen Sprachen (Fremdwortbildung) und die Bildung neuer Wörter (nicht Wortformen) aus bereits existierenden Wurzeln (Wortbildung). Es gibt verschiedene Wortbildungsarten, die sich in den Sprachen in Auftretenshäufigkeit und Produktivität unterscheiden. 4. Wortbildungsarten im Überblick 4.1. Wortbildung Die Wortbildung untersucht und beschreibt Gesetzmäßigkeiten bei bereits bestehenden Wörtern oder bei der Bildung neuer komplexer Wörter aus Morphemen oder auf andere Weise. Die Wortbildung ist neben Bedeutungswandel und Entlehnung eines der Hauptverfahren der Bezeichnungsfindung beziehungsweise des Bezeichnungswandels; diese sind Untersuchungsgegenstand der Onomasiologie. Möglichkeiten der Wortbildung sind beispielsweise: · Komposition (Zusammensetzung) · Zusammenbildung · Derivation (Ableitung) · Konversion · Kürzung · Kontamination (Wortkreuzung, Wortmischung) · Lautmalerei, Lautnachahmung 4.1.1. Die Komposition. Für das Deutsche ist sicher, bei der mindestens zwei Wurzeln zu einem Wort zusammengefügt werden, am wichtigsten. Als Untergruppen sind zu unterscheiden die Determinativkomposita, die größte Gruppe im Deutschen, bei denen das Erstglied das Zweitglied näher bestimmt (Plastiktüte – Tüte aus Plastik, Topterroristen – verharmlosende und positivierende Benennung von Osama bin Laden). H.Elsen betont folgende Auffälligkeiten bei den Determinativkomposita [Elsen, 2004: 24]: – die Verbindung mit einer Kürzung (SPD-Fraktionschef, E-Mail-Handy, E-Logistiker, US-Präsident). – die Verbindung mit Einzelbuchstaben, Ziffern, sonstigen Zeichen (A-Faktor, C-Atom). – die Verbindung mit Wortgruppen/ Sätzen als Konstituente („Phrasenkomposita"), z.B. Gute-Laune-Duft, Build-to-order-Fertigung, Sodorn-und Gomorra-Gymnasium (Ende), Heidi- und Jagdschriftsteller. In diesen Fällen haben wir es also mit Komposita zu tun, deren erste Konstituente eine Wortgruppe bildet. – die Verbindung mit gleichwertigen Einheiten, die zusammen keine Konstituente bilden und zwischen denen ein Kopulativverhältnis besteht, die aber wie eine Konstituente im Kompositum wirken insofern, als das rechte Glied formal und inhaltlich für den Gesamtausdruck bestimmend ist, z.B. Ost-West-Vertrag, Hals-Nacken-Bereich, Mann-Frau-Missverhältnis. – Konstruktionen mit einem Präfix, das aber die Aufgabe einer Präposition übernimmt wie Antiblockiersystem „System gegen das Blockie- ren" bzw. „System, das ein Blockieren verhindert", Antiterroreinheit „Einheit, die gegen den Terror bzw. terroristische Anschläge eingesetzt wird", Antifalten-Creme „Creme gegen Falten", multiapplikationsfähig ist eine Chipkarte, die zu vielen Applikationen / Anwendungsmöglichkeiten fähig ist [Wortwarte]. Dieses Muster wird in der Werbesprache ausgebaut. Die Possessivkomposita sind wie Determinativkomposita aufgebaut und geben den Besitz oder die Eigenschaft einer nicht im Ausdruck erwähnten Person an. Dabei dienen sie als Bezeichnung für die gesamte Person (Rotschopf – jemand, der einen roten Schopf hat). Kopulativkomposita verbinden (mindestens) zwei gleichwertige Elemente. Ihr Verhältnis untereinander ist im Gegensatz zum Determinativkompositum nicht determinierend (nasskalt, etwas ist gleichzeitig nass und kalt). Reduplikativkomposita weisen ganz oder teilweise Verdopplung und damit Verstärkung eines Elementes auf (Pingpong). Verdeutlichende Komposita als Sonderfall der Determinativkomposita zeichnen sich dadurch aus, dass eine Wurzel, in der Regel ein Fremdwort, durch eine inhaltlich verwandte heimische Wurzel sozusagen sicherheitshalber erklärt wild, z.B. Grundprinzip, Einzelindividuum. Die Menge möglicher Komposita ist im Deutschen unendlich, da alle möglichen offenen Klassen zu neuen Wörtern zusammengebunden werden können (einhunderachtundvierzigfacher Betrug etc.). In diesem Bereich ist es am schwersten, die Gelegenheitsbildungen von den stabilen und sich allmählich im Lexikon der Sprechergemeinschaft etablierenden Ausdrücken zu trennen. Am meisten haben Chancen die Ausdrücke, die relevante und die Zeit überdauernde neue Aspekte unseres Lebens bezeichnen (Internetrecht) oder die als witzige und / oder treffende Formulierungen weitere Verbreitung finden (Waschbrettbauch, Beliebigkeitskanzler). Bei der Bildung von Komposita kann man von der rein formalen Seite zwei Verfahren unterscheiden: – Die Integration der Bestandteile, die, gelegentlich mit einem Fugenmorphem, unmittelbar zusammengefügt werden (Börsenrebell, Deutungshorizont) – Das Hintereinanderschalten der Wortbestandteile mit Hilfe von Bindestrichen (Build-to-order-Fertigung Rundum-Sound-Anlage, Nur-Online-Anzeige, Peep-Liebe-Stinde-Hechel-Hechel-Zeit) [Die Wortwarte]. Die Bedingungen der Verwendung von Bindestrichen sind sicher der näheren Untersuchung wert. Die Verwendung von Bindestrichen scheint von größerer Distanz zu komponierten Gebilde zu zeugen. Abgesehen davon verbietet sich die Integration manchmal auch aus ästhetischen Gründen [Die Wortwarte]. Die neuen amtlichen Regeln für die Rechtschreibung ermuntern deshalb zur Verwendung des Bindestriches. Es kommt hin und wieder zu Doppelschreibungen, die ebenfalls ein Merkmal für den noch nicht vollständig etablierten Gebrauch sind (Bio-Tech- und Biotech-). Die Länge der Komposita wird über die Anzahl der kompositionsfähigen Glieder bestimmt, also nicht über Affixe oder Affixoide. Zu den Kompositionsgliedern zählen Konfixe, Einzelbuchstaben, ganze übernommene Fremdwörter. Komposita können recht lang werden, z.B. Grundstoffüberwachungsgesetz. In die Gruppe der finanziellen Reformvorschläge gehört das Wort "Steuerbegünstigungsabbaugesetz", das wieder einmal die Fähigkeit der deutschen Sprache belegt, ganze Prozesse in ein mehrfach zusammengesetztes Wort zu fassen. In einigen Fällen sind neue Komposita auffällige, spielerische Bildungen, die die Aufmerksamkeit des Lesers fordern und gewiss nicht einem wertfreien, neutralen, informationsorientiertem Stil zuzuordnen sind. (z.B. Teenager-Vorabendserie) Die Teenager-Vorabendserie fällt wegen der Länge und Assoziation auf „für junge, nicht erwachsene, darum nicht ernst zunehmende Zuschauer, die sich gern belanglose Seifenopern ansehen". Ein weiterer stilistischer Aspekt ist die Verschleierungsfunktion der Komposita, wenn von unangenehmen Tatsachen abgelenkt werden soll. Den verhüllenden Effekt erfüllen solche Euphemismen. Der Euphemismus (latinisierte Form des griechischen ευφημισμός, von altgriechisch euphemi „schönreden, beschönigen") bezeichnet Worte oder Formulierungen, die einen Sachverhalt beschönigen, verhüllend oder verschleiernd darstellen: Seniorenresidenz statt „Altenheim"; Kollateralschaden statt „unabsichtliche Tötung von Menschen oder Zerstörung von Dingen" ; thermische Restabfall-Vorbehandlung für „Müllverbrennung"; Dunkeldeutschland, Ironismus für östliche Bundesländer; Freisetzungen für Entlassungen; Warteschleife – Phase sozialer Unsicherheit von Arbeitskräften in den östlichen Bundesländern. Wer gedankenlos die Sprache von Politik und Verwaltung transportiert, übernimmt auch deren bewusst gesetzte Euphemismen [Elitz, 2000: 146], die Komposita sind. Wo aus Verlusten Mindereinnahmen werden, aus Abriss Rückbau, aus lähmender wirtschaftlicher Stagnation Null- und Minuswachstum und wo der Rausschmiss eines Arbeitnehmers zur wohlklingenden Freisetzung veredelt wird, wo sich Behinderte zu Krüppelinitiativen zusammenschließen, da werden nicht nur Worte und Begriffe, sondern auch ihre die Wahrheit vertuschenden Deutungen übernommen. Äußerlich oft ähnlich den Komposita sind Zusammenrückungen, die aus dem wiederholten Nebeneinander (mindestens) zweier Lexeme entstanden sind, z.B. glanzschutzpflegefürlieblingsautohappysein, Nichtweglaufen-Können, Himmelherrgottnochmal. 4.1.2. Zusammenbildung (Sonderkomposita). Es gibt die Fälle, in denen Ableitungen und Zusammensetzungen nicht mehr voneinander getrennt werden. Das erscheint aufgrund der deutlichen Unterschiede dieser Bildungsweisen nicht gerechtfertigt. Dickhäuter ist nicht klar als Kompositum oder Derivat zu interpretieren. Zusammenbildungen sind Zwischenbereich von Komposition und Derivation. Es gibt keinen Häuter und auch nicht dickhäuten. (Außenseiterin, Oberlangweiler, Beitragszahler, Rückwärtseinparker ) Folgender Absatz zeigt, wie produktiv Zusammenbildungen und Zusammensetzungen in der deutschen Sprache sind: Der Alltag hält genügend Herasforderungen und Extremsituationen bereit, die man packen muss. Das Leben ist hart und wer hart darauf ist, überlebt. Coole Typen und echte Kerle duschen eiskalt, parken in der prallen Sonne. Alle anderen sind Warmduscher, Abschiedswinder, Airbagfahrer, Alarmanlagebesitzer, Aspirineinwerfer, Badekappenträger, Beipackzettelleser, Bettsockenträger, Dackeltrainer, Eincremer, Ersatzweckerbenutzer, Fertiggerichteverächter, Nasehaarschneider, Nasse-Badehose-Wechsler, Sparbuchbesitzer, Warndreieckaufsteller, Zebrastreifenüberquerer [Wörterbuch der Szenensprachen, 2000]. Wie im oben erwähnten Absatz können Neologismen (bestimmte Zusammenbildungen und Zusammensetzungen) stilistisch, nämlich ironisch, übertrieben, polemisch, teils auch sarkastisch wirken. Sie benennen keine neuen Referenten und sind nicht wertneutral, sondern transportieren verschiedene Konnotationen und Assoziationen. 4.1.3. Die Konversion Zum Teil wird auch die Konversion zu den Mitteln der Wortbildung gezählt. Dabei wird ein Wort ohne formale Änderung von einer Wortklasse in die andere übertragen und nimmt dabei die grammatischen Merkmale der neuen Wortklasse an, z.B. E-Mail > e-mail-en (mit -en als grammatischer Endung zur Kennzeichnung der Grundform eines Verbs). Hier kommt es zu einem Wortartwechsel ohne morphologisches Merkmal. Die Konversion ist zwar produktiv, doch tritt sie gegenüber der Zusammensetzung und affixale Ableitung weit zurück [Ольшанский, Гусева, 2005: 107]. Bei der Konversion handelt es sich um die vier häufig vorkommenden Prozesse (und Resultate): 1) die Substantivierung; 2) die Verbalisierung; 3) die Adjektivierung; 4) die Adverbialisierung. In der Jugendsprache sind folgende Konversionen vorgestellt: schoppen – Alkohol trinken. Das Wort stammt vom Substantiv „der Schoppen", das das Glas mit einem Viertelliter Wein oder Bier bedeutet; schwallen – viel reden (vom Wort „Redeschwall"); acid – toll (Acid – LSD, ein aus Bestandteilen des Mutterkorns gewonnenes Rauschgift, das bewusstseinsverändernd wirkt. Einige Forscher zählen auch Teile der Konversion zur Derivation, andere rechnen Präfixbildungen (be-schreiben, aus-sprechen) nicht dazu. Die Unterschiede bestehen darin, dass bei der Derivation – ein neues Wort (Lexem) und nicht nur eine neue Wortform entsteht: brauch-bar (Adjektiv) und brauch-t (Verb, 3. Person Singular Präsens); – die Wortart sich ändern kann; – nie alle theoretisch möglichen Grundmorpheme erfasst werden: es gibt keine *Rauschung zu rauschen, keine *Schwimmung zu schwimmen. 4.1.4. Derivation oder Ableitung. Die Ableitung mittels Affixen (insbesondere Präfixe oder Suffixe) ist ebenfalls eine ergiebige Quelle. Ableitungen aus existierenden lexikalischen Elementen sind oft mit einem Wechsel der Wortart verbunden (Fax --> faxen, erweitert auch rüberfaxen etc., oder auch faxbar in: Die Vorlage ist nicht faxbar). Auch Ableitungen aus bisher nicht existierenden Wortstämmen sind hier möglich (angeknockt, ausgetalkt). Aus dem ebenfalls recht neuen Analyst wird die Eigenschaft analystisch gebildet, sicher auch mit der klanglichen Nähe zu analytisch im Hinterkopf (analystischer Verstand). Schließlich noch ein Verb "simsen". Eine sprachlich spannende Bildung, ist sie doch eines der seltenen Beispiele für eine Ableitung aus einem Kurzwort (SMS), zur besseren Sprechbarkeit mit eingeschobenem Vokal. "googeln" ein Verb, das – abgeleitet vom Namen der weltweit verbreiteten Suchmaschine – die beliebte Tätigkeit der Materialsuche im Internet bezeichnet. Aus der Presse: neue Beelterung – bürokratische Umschreibung neuer Erziehungsberechtigter, die an die Stelle der leiblichen Eltern treten sollen. Aus der Jugendsprache: oberdoll – toll; frustmäßig – frustrierend; krokofantös – hervorragend (hier wurde das Adjektiv mit dem neuen Suffix -fantös gebildet). Es gibt eine Reihe von Verben und Partizipien, die nach folgendem Muster abge-X-t/n gebildet werden: abgefuckt –heruntergekommen, verwahrlost; lustlos, gelangweilt; abgespaced – ausgeflippt, verrückt, weltfremd; abhotten – abtanzen, tanzen; abloosen – versagen, das Ziel verfehlen; abchecken – überprüfen, erklären, klären, klarmachen, prüfen; abgeschrödert – (ugs.) Zustand eines Bürgers der Bundesrepublik Deutschland, der sich von Politikern und Funktionären betrogen (4 Wahlbetrug), belogen, bevormundet, für dumm verkauft und wirtschaftlich und finanziell ausgeblutet fühlt; abschrödern – (ugs.) Aktionen eines Politikers oder einer politischen Partei oder gesellschaftlichen Gruppe (4 Gewerkschaften, 4 Arbeitgeberverband), die obigen Zustand bei den Bürgern hervorruft, insbesondere durch konzeptlose Steuer- und Abgabenerhöhungen. Dabei können Affixe selber Neuprägungen sein (z. B. Cyber-) und eine größere Gruppe von Neuwörtern prägen (Cyberpunk, Cyberkriminalität). Mit dem Begriff Cyberpunk wird eine Art des Science-Fiction beschrieben, welche üblicherweise in der nahen Zukunft und auf der Erde spielt. Charakteristisch ist die Macht der Konzerne, denen die Staaten relativ hilflos gegenüberstehen. Es fehlt an sozialer Absicherung und nur ein guter (oftmals befristeter) Job in einem Konzern kann das Überleben sichern. Viele Menschen arbeiten auf Tageslohn, der Schwarzmarkt floriert und die Straßenkriminalität ist sehr hoch. Die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich deutlich vergrößert.

Trotz des insgesamt eher pessimistischen Szenarios ist die Technik fortschrittlich: sogenannte Cyberware, kleine computerisierte Geräte wie zum Beispiel Cyberaugen, können in den menschlichen Körper implantiert und dann benutzt werden. Ebenso gibt es ein weltumspannendes Computernetz mit einem Virtual-Reality-Interface, welches in der Literatur mal Net, Grid oder Matrix heisst. Mittels entsprechender Cyberware kann ein Net-Runner oder Decker dann in diese künstliche Welt eintauchen. Viele klassische Science-Fiction-Elemente kommen nicht nur am Rande vor, so zum Beispiel die Raumfahrt und fremde, extraterrestische Rassen (Aliens). Bedeutende Roman-Autoren dieser Richtung sind William Gibson, Bruce Sterling und Neal Stephenson. Ein Sonderfall dieses Prozesses ist die Verwendung reihenbildender Wortteile. Hervorzuheben sind hier die Präfixe. Einige längst etablierte Präfixe dieser Art sind super-, Mini-, Billig-. Bekannte Suffixe sind -krise, -vorstand. Jede/r von Ihnen wird spontan eine Reihe von Wörtern mit diesen Wortbestandteilen bilden können oder zumindest erinnern. Auch dieser Teil des Lexikons erfährt gelegentliche Auffrischungen. Aus dem Computerjargon ist das Präfix mega- in die Allgemeinsprache übergegangen, das Präfix giga- ist gerade im Kommen. Im Wortschatz werden Elemente gesprochener Sprache auf unterschiedlicher Ebene in die Schriftlichkeit übernommen [Bär, 2000]. Besonders charakteristisch ist hier Wortbildung; zu nennen sind Ableitungen auf –i/-y/-ie (Wessi, Ossi, Bundi, Zoni, Fuzzi, Yuppie, Klemmi), auf –o (Realo, Brutalo, Facho), auf –e (Häme, Zyne, Schreibe). Bei diesen Ableitungen handelt es sich um eines der produktiveren Wortbildungsmuster in der gegenwärtigen gesprochenen wie geschriebenen Alltagssprache. Der Begriff Zoni wurde als ironische Selbstbezeichnung von DDR-Bürgern verwendet und wird von Bewohnern der ostdeutschen Bundesländer teilweise auch heute noch so benutzt. Der Begriff leitet sich von der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland ab. Zoni bedeutet also Bewohner der Zone. Ostzone oder einfach nur Zone waren gebräuchliche Begriffe für die DDR, die eine Zeit lang, von manchen auch bis zum Ende der DDR, gebraucht wurden, um die Eigenstaatlichkeit der DDR deutlich in Frage zu stellen. Zone war meist noch etwas abwertender gemeint als Ostzone. Diese Wörter wurden auch in der DDR verwendet, typischerweise wenn man im privaten Umfeld die Zustände im Land kritisierte. Bekannt wurde der Begriff Zoni unter anderem durch das Satiremagazin titanic, als es 11/1989 titelte: Zonen-Gaby im Glück und eine junge Frau in Jeansjacke abbildete, die eine geschälte Gurke in der Hand hält und glücklich strahlt: Meine erste Banane! Nach der Maueröffnung 1989 trat neben Zoni auch Ossi als Gegensatz zu Wessi, wie sonst nur die Westberliner zur Unterscheidung die Bundesbürger nannten, welche in der DDR stattdessen Bundis hießen. Der Bundi ist eine umgangssprachliche bis scherzhafte Bezeichnung für einen Bundeswehrsoldaten. Das Gegenteil von einem Bundi als Bundeswehrangehöriger ist der Zivi (für: Zivildienstleistender). Vor der Maueröffnung 1989 war es in der DDR auch eine übliche umgangssprachliche Bezeichnung für einen Bundesbürger. Inzwischen wurde Bundi in dieser Bedeutung von dem Wort Wessi und Zoni von Ossi abgelöst. Fuzzi – herablassende Bezeichnung für einen Mann; Herkunft: von dem komischen Westernhelden Fuzzy Q. Jones; Synonyme: Fredi, Heini, Knilch, komischer Vogel. Yuppie – jugendliche Rebellion gegen das Establishment; Herkunft: vom englischen Schimpfwort punk auf deutsch: Zündmasse, Zunderholz; Synonyme: Punker. Klemmi – verklemmte Person; Fascho – Faschist, Fascho-Skin. Häme – boshaft, hämisch, giftig (von Bemerkungen, Kommentaren u. a.); Herkunft: über französisch: malicieux und lateinisch: malitiōsus, franz.: malice, lat.: malitia = Bosheit von malus = schlecht, böse; Synonyme: boshaft, hämisch, giftig. Auffällig ist relativ neue Tendenz in der Jugendsprache auch von Verben und Adjektiven solche Nomen zu bilden (Konfusi, Korrupti, Radikalo). Außerdem gibt es noch Ableitungen mit dem Suffix –ologe: Müllologe – jemand, der im Haushalt Abfälle trennt. Zwischen Komposition und Derivation [Elsen, 2004: 29] sind die Affixoidbildungen angesiedelt. Bei einigen Autoren (M.D. Stepanova, И.Г. Ольшанский) werden sie als Halbsuffixe (-mann, -frau, -zeug, -meister, - artig, -liese, -peter, -fritze) und Halbpräfixe (bomben-, riesen-, höchst-, mords-, haupt-) genannt. Es bestehen parallel den Halbaffixen selbständige Wörter als Homonyme, aber die Bedeutung der Halbaffixe ist abstrakt, entsemantisiert, sie sind vor allem reihenbildend. Präfixoide erfüllen intensivierende, steigernde Funktion und dienen zur Verstärkung der Bedeutung: pudelnass – sehr nass; Riesendurst; Affenhitze – Hitze, Affentempo, Bombenstimmung. 4.1.5. Kürzung. Einen besonderen Status innerhalb der Wortbildung nehmen die Kurzwörter bzw. Kürzungen ein, denn es entstehen keine neuen Wörter, sondern Varianten zu bereits existierenden Lexem(grupp)en [Elsen, 2004: 34]. Gewöhnlich kommt es bei den verschiedenen Kürzungsverfahren nicht zu Wortartwechsel oder Bedeutungsveränderungen, höchstens zu Konnotationsverschiebungen. Die Kurzwörter entstehen aus sprach-ökonomischen Gründen als eine Art Reaktion gegen die Bildung schwerfälliger, mehrgliedriger Zusammensetzungen [Stepanova, 2003: 113]. Bei Kürzungen werden keine Begriffe erstbenannt. Die Ausgangswörter, Wortgruppen existieren neben den Kurzformen weiter. Man unterscheidet folgende Abarten von Kurzwörtern: Buchstabenwörter (BRD, TÜV – Technischer Überwachungs-Verein), Silbenwörter (Kripo – Kriminalpolizei), Mischtypen (BAföG – Bundesausbildungsförderungsgesetz; diese Kürzung bezieht sich statt auf das Gesetz jetzt meist auf das Stipendiengeld), Kopfwörter (Aussi – Aussiedler; Prof – Professor; Alk – Alkohol; Ölmulti – Ölmultimilionär) und Schwanzwörter (Sprit vom französischen Wort esprit). Bei Kopfwörtern und Schwanzwörtern fällt ein zusammenhängender Teil vorn bzw. hinten aus. Die Schwanzwörter sind im Deutschen allerdings selten, die meisten sind gekürzte Komposita. Noch eine Abart der Kürzung ist Klammerform, bei der die mittlere Wurzel fehlt (Betriebslehre – Betriebswirtschaftslehre). Außerdem gibt es noch eine Möglichkeit, dass nach einer Kürzung die Mitte eines Ausdrucks übrig bleibt (Rumpfwort). Eine weitere Möglichkeit ist Kontraktion, zusammengezogenes Wort, das aus Wortteilen oder Silben besteht (Azubi – Auszubildende). Kürzungen können komplexer Natur sein: Yiffie – young individual freedom-freak (junge, freiheitsliebende Person); Transi – Transvestit; SPD–Chef, Ich–AG, Blog, Vlog. Blog, Vlog, abgeleitet von web-log bzw. video-log (engl. für Internet-/Video-Tagebuch) - häufig aktualisierte Homepage im Internet. Nach dem Skandal um geschönte Vermittlungsstatistiken der Bundesanstalt für Arbeit sollte der VW-Manager Peter Hartz es richten. Seine Kommission schlug verschiedene Instrumente zur Reform des Arbeitsmarktes und zum Abbau der Arbeitslosigkeit vor. Um Schwarzarbeit einzudämmen und Jobsuchende zur Selbstständigkeit zu motivieren, sollte die steuerlich geförderte Ich-AG geschaffen werden. (Interessant ist hierbei, dass das Wort ich im Kontrast zur gescholtenen Ich-Generation aufgewertet wurde.) Es gibt ironische, jugendsprachliche oder saloppe Verwendung von Kürzungen: FDH – friß die Hälfte, LMAA – leck mich am Arsch, MfG – mit freundlichen Grüßen. Die Kürzungen lassen viel Spielraum für Spekulationen, so werden sie in der Umgangssprache umgedeutet: IKEA – ich kaufe einfach alles; GmbH – Gesellschaft mehrhaft bestrafter Halunken/ Gesellschaft mit beschränktem Horizont / Gesellschaft mit bösen Hintergedanken. 4.1.6. Kontamination (auch Wortmischung und Wortkreuzung). Es ist eine seltene Form der Wortbildung. Hier wurden meist zwei Wörter zu einem neuen verbunden, das dann Bedeutungsaspekte beider Wörter besitzt (Fringlish – Mischung aus Französisch und Englisch; Denglish – aus Deutsch und Englisch, klaufen – aus klauen und kaufen). Bei den Kontaminationen handelt es sich fast nur um Gelegenheitsbildungen und sie üben eine stilistische Wirkung aus. Teuro ist das Wort des Jahres 2002. Das gab die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) bekannt. Die kurze Wortschöpfung aus teuer und Euro ist nach Auffassung der Wiesbadener Sprachforscherinnen und Sprachforscher kreativ und prägnant zugleich. Das Wort bringt das Gefühl vieler Menschen zum Ausdruck, dass im Zuge der Euro-Bargeldeinführung seit dem 1. Januar 2002 vieles teurer geworden sei. Der Teuro hat maßgeblich die öffentliche Diskussion geprägt, erklärte die GfdS. Zahlreiche Ableitungen wie Teuro-Debatte, Teuro-Sheriff und Anti-Teuro-Gipfel waren entstanden [Pressemitteilung]. Besserwessi (aus Besserwisser und Wessi) ist ein Begriff für die Bürger der (alten) Bundesrepublik Deutschland aus den frühen neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Er bezeichnet abschätzig Person aus den alten Bundesländern, die nach 1990 in das Gebiet der ehemaligen DDR gezogen waren. Die ehemaligen DDR-Bürger befanden sich in einem neuen Wirtschaftssystem. Da die DDR-Bürger über keinerlei Erfahrungen mit dem neuen System verfügten, fühlten sie sich schnell in den Defensive gedrängt und wehrten sich mit dem Wort „Besserwessi". Politesse (aus Polizei und Hostess) ist der umgangssprachliche Begriff für weibliche Dienstkräfte im Dienste einer Gemeinde oder Länderpolizei. Sie ist in der Regel zur Ahndung von Verkehrsordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr eingesetzt. 4.1.7. Lautnachahmung ist eine besondere Wortbildungsart, bei der die Wörter infolge der klanglichen Nachahmung von Naturlauten entstehen: das Töf-töf – kleines Auto; die Bum-Bum-Musik – intensive Musik; der Ex-Hopp-Gatte – Ex-Mann, der oft früher Seitensprünge machte. Da das Formativ bei Lautnachahmungen determiniert ist, werden diese Lexeme zur Wortschöpfung gezählt. 4.2. Wortschöpfung Neuschöpfungen als neuartige Zusammensetzungen aus dem Bestand des im Deutschen gebräuchlichen Alphabets sind eher selten. Am ehesten haben Produktnamen die Chance, als generische Bezeichner in den Sprachbestand überzugehen ("Nogger dir einen"). Die Wortschöpfung wird als neue Wurzel, als beliebig und willkürlich definiert: Alcopops– harmlos scheinend, tatsächlich aber hochprozentiges Mixgetränk. 4.3. Fremdwortbildung Der Einfluss anderer Sprachen auf das Deutsche ist ein wichtiger Faktor des sprachlichen Wandels. Insbesondere das Englische ist hier von Bedeutung. Aus dem Gebrauch in der internationalen Wissenschaftler- und Technikergemeinschaft, aus dem Bereich Reise/ Verkehr/ Tourismus, aus der Mode, Werbung, Popmusik dringen viele Wörter in den Sprachgebrauch des Alltags ein: Veranstaltung – Event (Jugendsprache), Kundendienst– Service, Unterhose – Slip, Laden – Shop, Höhepunkt – Highlight, Wochenende – Weekend, Dauerlauf – Jogging, Schalter – Service-point, Pop-Ikon, Hip-Hop, Techno, Brit-Pop – «britisch pop», Retro-Popper-Look, Beachvolleyball, Paragliding, Freeclimbing. Einige werden dann gar nicht mehr als fremd empfunden. Andere Wörter stellen in der Tat viele Menschen, die im Englisch nicht mächtig sind, vor Verstehensprobleme. D. Zimmer nennt diese Wörter als „Pseudowörter, die durch das hastige Zusammenleimen irgendwelchen Wörterbruchs oft englischer, oft aber auch nur vage internationaler Herkunft (Airpaß, Anti-Stress-Hit, BahnCard, Car HiFi, Body-Bewusstsein) gebildet wurden" [Zimmer, 1998: 22]. Neben einzelnen englischen Wörtern (Baby, Kid, cool) finden sich immer häufiger hybride Formen, d. h. englische Wörter und Wendungen, die mit deutschen Wörtern oder anderen Fremdwörtern kombiniert werden: computergerecht, inputten (Programm eingeben), computeresieren, Einkaufscenter, Reiseshop, Open-Air-Konzert, Talkrunde. Mit englischem „Sprachstoff" werden neue Wörter gebildet, die es im Englischen nicht oder nicht mit der deutschen Bedeutung gibt: Dressmann, Twen, Showmaster, Handy, Body. Die Anglizismen, die einen hohen Prestigewert haben, werden aber auch übernommen, um der damit bezeichneten Sache einen besonderen Glanz zu geben: Trash Look – Müllaussehen, Bike – Fahrrad, Double Color Everlasting Lipstick – zweifarbiger Dauerlippenstif, Event – Veranstaltung, Service – Kundendienst, Flair – Geruchssinn, Stress – Anstrengung, Campus – Hochschulgelände. Auf solcher Weise entstehen Doppelbenennungen, die man aber auch als Reichtum und Ausgangspunkt für feinere Differenzierungen im Gebrauch ansehen kann. Veränderungen bringen Gewinne und Verluste mit sich. Zu den möglichen Gewinnen wird es gehören, dass die Sprachen reicher und damit differenzierter werden, zu den möglichen Verlusten, dass das traditionell gewachsene Eigengepräge der Einzelsprachen an Bedeutung verliert: Benutzer für Verwender, Gebraucher – eine Übersetzung von user als Fachausdruck der Datenverarbeitungstechnik; es macht Sinn für es hat Sinn – nach it makes sense. Die Wörter kommen über die Sprachgrenzen, verändern beim Gebrauch ihre Gestalt und ihre Bedeutung. Neue Lexeme dienen der Abdeckung neuer Begriffsfelder, geben feine Schattierungen. Einige Lexeme werden abgewiesen, die meisten werden aufgenommen und mit Zeit assimiliert. Die Sprache wandelt sich, wahrscheinlich schneller als früher, weil sich die Welt in einem früher nicht gekannten Ausmaß und Tempo verändert. Literatur 1. Ольшанский, И. Г. Лексикология: Современный немецкий язык = Lexikologie: Die deutsche Gegenwartssprache : учебник для студ. лингв. фак. высш. учеб. заведений / И. Г. Ольшанский, А. Е. Гусева. – М. : Издательский центр «Академия», 2005. – 416 с. – ISBN 5-7695-1812-X. 2. Розен, Е. В. На пороге ХХI века. Новые слова и словосочетания в немецком языке / Е. В. Розен. – М. : Издательство «Менеджер», 2000. – 192 с.– ISBN 5-85531-0664. 3. Bär, J. A. Deutsch im Jahre 2000. Eine sprachhistorische Standortbestimmung / J. A. Bär // Die deutsche Sprache zur Jahrtausendwende. – Mannheim; Leipzig; Wien; Zürich; Dudenverlag, 2000. – S. 9-34. – ISBN 3-411-70601-5. 4. Ehmann, H. Voll konkret: das neueste Lexikon der Jugendsprache / H. Ehmann. – München : Beck, 2001. – 160 S. 5. Elitz, E. Sprache in den Medien – die Wortverdreher GmbH / E. Elitz // Die deutsche Sprache zur Jahrtausendwende. – Mannheim; Leipzig; Wien; Zürich; Dudenverlag, 2000. – S. 143-154. – ISBN 3-411-70601-5. 6. Elsen, H. Neologismen. Formen und Funktionen neuer Wörter in verschiedenen Varietäten des Deutschen / H. Elsen. – Tübingen : Gunter Narr Verlag, 2004. – 199 S. – ISBN 3-8233-6072-8. 7. Kinne, M. Neologismus und Neologismenlexikographie im Deutschen / M. Kinne // Deutsche Sprache. – 1996. – № 24. – S. 327-358. 8. Schippan, T. Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache / T. Schippan. – 1. Aufl. – Leipzig : Bibliographisches Institut, 1984. – 307 S. 9. Stepanova, M. D. Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache = Лексикология современного немецкого языка : учеб. пособие для студ. высш. учеб. заведений / M. D. Stepanova, I. I. Cernyseva. – М. : Издательский центр «Академия», 2003. – 256 с. – ISBN 5-7695-0929-5. 10. Strutz, H. Dictionary of german slang and colloquial expressions / Н. Strutz. – NY : Barron`s, 2000. – 338 S. – ISBN 0-7641-0966-9. 11. Zimmer, D. Deutsch und anders – die Sprache im Modernisierungsfieber / D. Zimmer. – Reinbeck bei Hamburg : Rowohlt, 1998. – 383 S. 12. Wörterbuch der Szenensprachen / Hrsg. Von Trendbüro. – Mannheim u. a.: Dudenverlag, 2000. – 221 S. 13. Pressemitteilung [Электронный ресурс] – Режим доступа: http: //www.deutscher-sprachrat.de/ 14. Wortwarte [Электронный ресурс] – Режим доступа: http : // www. sfs. nphil.uni-tuebmgen.de/-lothar/nw. Корректор К. А. Писаренко Технический редактор Г. А. Чумак Подписано в печать 15.05.2006 г. Формат 60х84 1/16. Усл. печ. л. 1,5. Тираж _____экз. Заказ 192. Издательство Орского гуманитарно-технологического института (филиала) государственного образовательного учреждения высшего профессионального образования «Оренбургский государственный университет» 462403, г. Орск Оренбургской обл., пр. Мира, 15 А


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